Mediennutzung junger Menschen :
Wie tickt die GenZ online?

Lesezeit: 2 Min.
Ort der politischen Bildung: Junge Menschen können oft sehr wohl zwischen seriös und unseriös unterscheiden.
AfD zu emotional, FDP zu trocken: Junge Menschen haben sehr wohl einen differenzierten Blick darauf, wie sich Parteien online präsentieren. Das zeigt eine aktuelle Studie der Landesanstalt für Medien NRW.
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Die „Generation Z“ ist schlecht informiert und glaubt leichtfertig alles, was im Internet steht? Die Tagebuchstudie der Landesanstalt für Medien NRW kommt zu einem anderen Schluss. Sie hat untersucht, wie junge Menschen politische Inhalte auf Tiktok und Instagram konsumieren. Dafür haben 50 Teilnehmer im Alter von 16 bis 20 Jahren eine Woche lang ihre Eindrücke beim Scrollen durch die sozialen Netzwerke mit Screenshots, Text- und Sprachnachrichten dokumentiert.

Wenig überraschend kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass junge Menschen dort selten aktiv nach politischen Inhalten suchen. Überraschend dürfte hingegen sein, dass sie sich trotzdem gut informiert fühlen. Ein Phänomen, das als „News-Finds-Me-Perception“ bezeichnet wird, also eine Umkehrung der klassischen Nachrichtenrezeption, bei der Nutzer Nachrichtenseiten aktiv ansteuern.

Social Media stärkt bestehende Meinung

Die Studie hebt hervor, dass politische Inhalte, die durch die Algorithmen von Tiktok und Instagram in die Timeline der jungen Nutzer gelangen, vor allem kurz, visuell ansprechend und professionell gestaltet sein müssen, um deren Aufmerksamkeit zu erregen. Parteien und politische Influencer, die diesen Anforderungen gerecht werden, gelten bei dem jungen Publikum als vertrauenswürdig.

Polarisierende Inhalte hingegen werden von den jungen Menschen häufig kritisiert, gelten aber trotzdem als interessant. Obwohl Tiktok und Instagram damit eine große Rolle in der politischen Meinungsbildung junger Menschen spielen, beeinflussen sie die tatsächliche Wahlentscheidung nur bedingt. Bestehende Meinungen werden durch den algorithmisierten Konsum politischer Inhalte eher verstärkt als verändert, auch das dürfte nicht verwundern.

CDU mit schlechtem Ton, AfD zu emotional

Die Studie liefert zudem Einblicke, wie unterschiedlich die sogenannte „GenZ“, also junge Leute, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind, die Tiktok-Kanäle der Parteien wahrnimmt. Während die AfD und die Grünen als besonders unterhaltsam gelten, wirke die FDP dort „trocken“ und „langweilig“.

Die AfD punktet zwar mit professionellem Kanaldesign, gleichzeitig kritisieren die Studienteilnehmer aber die angsteinflößende, emotionale Darstellung der Inhalte. Die CDU wirkt zwar authentisch, aber wenig professionell: ihre Ton- und Videoqualität wird als „schlecht“ bewertet, zudem mangele es dem Kanal an Kreativität. Die Linke hingegen überzeuge mit der Verständlichkeit ihrer Inhalte. Nicht gut kommt ihrer Gegnerfixierung auf die AfD an, das wird als „Provokation“ wahrgenommen.

Das BSW loben die Studienteilnehmer für die bürgernahe Darstellung, die Überpräsenz von Sahra Wagenknecht hingegen sehen sie kritisch. Beim Auftritt der SPD wird vor allem die Kritik an anderen Parteien als unseriös eingestuft. Insgesamt zeigt sich damit ein differenzierteres Bild in der Mediennutzung junger Menschen, das dem Klischee der uninformierten Generation Z nicht gerecht wird.

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