TV-Kritik „Maybrit Illner“ :
Kein Klartext beim „Klartext“

Von Frank Lübberding
Lesezeit: 6 Min.
Angela Merkel stellt sich in der ZDF-Sendung „Klartext“ kritischen Fragen der Bürger. Doch von Klartext kann keine Rede sein.
Im ZDF stellt sich die Kanzlerin den kritischen Fragen der Bürger. Doch der Titel führt in die Irre. Statt Klartext und Fronten klären, löst sich alles in einer Atmosphäre allgemeinen Wohlwollens auf.
Merken

Früher war nicht alles besser, nur anders. So sind die Zeiten längst vorbei, wo die Volksparteien aus Union und SPD die politische Willensbildung in Deutschland fast monopolisiert hatten. Ansonsten würde Alexander Gauland immer noch Wahlkampf für die CDU machen, um mit dem konservativen Wahlkampfschlager von einem Schlussstrich unter der deutschen Nazi-Vergangenheit den rechten Flügel bei Laune zu halten. Oskar Lafontaine begeisterte dagegen mit polemischen Zuspitzungen über die soziale Schieflage seine Anhänger, und brächte sie anschließend für die Sozialdemokraten an die Wahlurne. Zwar musste jeder Bundeskanzler auf seine jeweiligen Flügel Rücksicht nehmen, aber sie sorgten zugleich dafür, dass sie später nicht die Oberhand gewinnen. Heute ist Gauland Spitzenkandidat der AfD, während Lafontaine als graue Eminenz bei den Linken wirkt. Die Bindungswirkung der beiden Volksparteien ist verloren gegangen. CDU, CSU und SPD werden das bei der kommenden Bundestagswahl zu spüren bekommen.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.
  翻译: