Am Tag danach : Dax & Co. moderat im Plus nach Deepseek-Gewitter
Nach den Kursturbulenzen zu Wochenbeginn haben sich der Dax und andere Aktien am Dienstag wieder stabilisiert. Der deutsche Leitindex legte am Vormittag um 0,4 Prozent auf 21.374 Punkte zu. Damit näherte sich das Börsenbarometer wieder etwas seinem erst am Freitag erreichten Rekordhoch von 21.520 Punkten. In der zweiten Börsenreihe stieg der MDax der mittelgroßen Werte um 0,4 Prozent auf 26.215 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 als Börsenbarometer für die Eurozone gewann 0,3 Prozent.
Ein regelrechtes KI-Gewitter, ausgelöst durch Sorgen vor der chinesischer Konkurrenz durch das neueste KI-Modell des Start-ups Deepseek, hatte den europäischen Aktienmarkt am Montag zunächst fest im Griff gehabt. Der Dax war um etwa 1,5 Prozent bis auf 21.081 Punkte abgerutscht. Gegen Mittag hatten sich am Vortag hierzulande die Gemüter schon wieder etwas beruhigt, indem der Dax-Abschlag auf ein halbes Prozent zusammengeschmolzen war.
Auslöser war die Erkenntnis, dass Software mit Künstlicher Intelligenz möglicherweise mit weniger Rechenleistung – und damit auch mit Chips von Nvidia – trainiert werden kann als bisher gedacht. Das chinesische Start-up Deepseek will sein neues KI-Modell mit Kosten von weniger als sechs Millionen Dollar und auf wenigen abgespeckten Nvidia-Chipsystemen angelernt haben.
Nvidia verliert rund 600 Milliarden Dollar an Börsenwert
Die Nvidia-Aktie fiel um knapp 17 Prozent und das radierte 589 Milliarden Dollar Börsenwert aus. Noch nie hatte ein US-Unternehmen an einem Tag so viel Wert verloren – allerdings war auch keins davor so teuer wie Nvidia mit fast 3,5 Billionen Dollar. Auch andere Werte der Branche kamen deutlich unter Druck. Am Dienstag lagen Nvidia vorbörslich rund 5 Prozent im Plus.
Der US-Technologieindex Nasdaq Composite fiel am Montag an der Wall Street um 3,1 Prozent. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hingegen schloss nach zeitweiligen Verlusten von bis zu einem Prozent schließlich 0,7 Prozent höher.
Der Experte Sandeep Deshpande von der JPMorgan erinnerte mit Blick auf europäische Halbleiterwerte und Deepseek-Auswirkungen an das alte Paradigma, dass Kostensenkungen im Technologiebereich stets zu Marktwachstum führten. Das werde in diesem Fall mittel- bis langfristig nicht anders sein.
Hierzulande nahm unterdessen am Dienstag die Berichtssaison der Unternehmen Fahrt auf. So vermeldete der Energietechnikkonzern Siemens Energy nach dem harten Börsentag zu Wochenbeginn Versöhnliches. Das Unternehmen ist robust in das neue Geschäftsjahr gestartet und hat besser abgeschnitten als von Analysten erwartet.
Sartorius mit deutlichem Kursgewinn
Bei Anlegern sorgten die Neuigkeiten für ein wenig Erleichterung. Nach einem Kursverlust von einem Fünftel, den es am Vortag gab, notierten die Aktien jetzt 2,3 Prozent im Plus. Siemens Energy hatte in der Vorwoche noch deutlich von der Fantasie für den globalen Ausbau von Rechenzentren profitiert, da das Unternehmen mit seinen Geschäften in puncto Netztechnik sowie Stromübertragung und -verteilung als gut aufgestellt für das Thema Künstliche Intelligenz gilt.
Nach einem weiteren schwierigen Jahr soll es beim Labor- und Pharmazulieferer Sartorius endlich wieder aufwärtsgehen. 2025 sollen beide Sparten profitabel wachsen und den Umsatz moderat steigern, teilte der Dax-Konzern zur Vorlage seiner vorläufigen Jahreszahlen mit. Analyst Michael Heider von Warburg Research lobte vor allem den starken Auftragseingang im vierten Quartal. Damit waren die Anteilsscheine mit einem Plus von gut zwölf Prozent der klare Gewinner im Dax. Im Kielwasser von Sartorius gewannen die Anteilsscheine des Spezialchemie- und Pharmakonzerns Merck KGaA fast sechs Prozent.
Europas größter Softwarehersteller SAP hat auch im Schlussquartal vom Umstieg seiner Kunden auf Cloudsoftware profitiert. Die Papiere waren im frühen Handel zunächst auf ein weiteres Rekordhoch gestiegen, bevor die Anleger Kasse machten und der Schwung so deutlich nachließ. Zuletzt stand zeitweise ein leichtes Minus zu Buche.
Für die Papiere von Mercedes-Benz ging es um 1,5 Prozent nach oben. Mit den Stuttgartern habe nach Renault und Volkswagen ein weiterer Autobauer einen konstruktiven Pre-Close-Call mit Blick auf die anstehende Veröffentlichung von Geschäftszahlen abgehalten, schrieb der Experte Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies.