Grüne Transformation : Vom Nutzen der Nachhaltigkeits-Leitbilder

Der Weg zur Klimaneutralität ist steiniger, als er sein müsste, finden Mitglieder des Sustainable Finance Beirats. Sie haben eine Initiative gegründet, die Finanz- und Realwirtschaft vernetzen soll – und auf Leitbilder zurückgreift.
Man kann das Reden von Leitbildern und Narrativen für Geschwafel halten. Solche Erzählungen davon, wie die Zukunft einmal aussehen soll, klingen oft wie die Flucht aus dem konkreten Zahlenzusammenhang. Etwas Geisteswissenschaftliches, nicht Messbares. Und doch tun Fachleute für Nachhaltigkeit und grüne Finanzen gut daran, über neue überzeugende Leitbilder nachzudenken.
Denn in der Politik lässt sich beobachten, was passiert, wenn eine klare Vision davon fehlt, welchen Entwicklungspfad man auf dem Weg zur Klimaneutralität auswählt: Es wird diffus. Die grüne Gründerzeit des Kanzlers? In drei Rezessionen versunken. Die Entlastung aus der Gaskrise durch das Gebäudeenergiegesetz? Unter größtem gesellschaftlichen Druck zum Nachsitzen geschickt. Die unantastbare individuelle Freiheit? Im Konflikt mit den schon beschlossenen Treibhausgasreduktionszielen.
Der Kurzzeit-Bundesfinanzminister Jörg Kukies ist bereit, einigen laut klagenden Unternehmern die Nachhaltigkeitsberichtspflichten zu opfern, die das Gremium zentral für eine erfolgreiche Transformation einschätzt, das er einst auf den Weg gebracht hat: der Sustainable Finance Beirat. Deshalb ist es zu begrüßen, dass nun aus dessen Reihen die nächsten Schritte folgen, wie sich Realwirtschaft und Finanzwesen zusammen auf den Weg machen können. Sie haben eine Initiative gegründet, die vernetzen soll – und dabei auf Leitbilder zurückgreift.