Wohnungsnot in Irland : Boom ohne Dach
Ein Kommentar von Philip Plickert
Lesezeit: 1 Min.
Irland ist ein Beispiel für ein Land, in dem es trotz hohen Wirtschaftswachstums hohe Unzufriedenheit in der Bevölkerung gibt. Der lange Boom – angetrieben durch sehr große Auslandsinvestitionen – lässt das Land wachsen, aber auch an seine Grenzen stoßen. Die Wirtschaft zieht so viele Zuwanderer an, dass nun weitverbreitete Wohnungsnot herrscht. Viele kämpfen um ein Dach über dem Kopf. Normale Familien können sich keine Bleibe mehr in Dublin leisten, junge Erwachsene leben in der „Abstellkammer“ ihrer Eltern, wie es der designierte Ministerpräsident Simon Harris beklagt hat. Zwar sind manche Schauermärchen in ausländischen Medien auch etwas überzogen (ein Dubliner Ökonomieprofessor warf gerade einem Hamburger Nachrichtenmagazin „Fake News“ vor wegen eines arg verzerrten Artikels über den Horror auf der Grünen Insel), aber die Lage ist doch ziemlich dramatisch. Die linke Oppositionspartei Sinn Féin will mit strikten staatlichen Mietkontrollen das Wohnungsmarktproblem entschärfen, aber sie würde es verschärfen, weil sozialistische Eingriffe Bauinvestoren abschrecken würden und dann noch mehr Wohnungen fehlten. Simon Harris verspricht eine Wohnungsbauoffensive. Die kann nur gelingen, wenn es positive Anreize gibt für Bauherren, nicht mehr staatliche Einschränkung und teure Bürokratie. Und Irland wird die Zuwanderung drosseln müssen. Sonst wird es die Wohnungskrise nicht in den Griff bekommen.
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