Rehabilitation vom Krieg :
Zuflucht auf dem Heiligen Berg

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Ukrainische Soldaten beten in der Zelle der Heiligen Erzengel Falakro auf Athos.
Um den Erinnerungen an das Schlachtfeld zu entkommen, pilgern ukrainische Soldaten zu Mönchen an der Ägäis. Der Fotograf Alexandros Avramidis hat sie begleitet.
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Eine Gruppe ukrainischer Soldaten trägt ihre körperlichen und seelischen Wunden nach Griechenland. Die insgesamt 22 Männer sind mit dem Bus mehr als tausend Kilometer von der westukrainischen Stadt Lwiw zu einem Kloster auf der Halbinsel Athos in Nordgriechenland gefahren.

Während ihres viertägigen Aufenthalts, der Teil eines von den ukrainischen Behörden organisierten Programms zur psychologischen Betreuung ist, pilgern die Soldaten zu mehreren Klöstern an den steilen Hängen des Berges Athos, der seit dem 10. Jahrhundert ein spirituelles Zentrum ist.

„Viele Soldaten leiden unter den Ereignissen, die in den letzten drei Jahren stattgefunden haben. Viele von ihnen leiden an verschiedenen Krankheiten. Sie sind verwundet, und wir müssen sie rehabilitieren“, sagt Pater Mychaijlo Pasirskyj, ein ukrainisch-orthodoxer Priester, der die Männer auf ihrer Reise begleitet.

Der 22 Jahre alte Iwan Kowalyk verlor an der Front beide Beine unterhalb des Knies. Er brachte den Soldaten, die ihn ablösen sollten, etwas Verpflegung mit, als in der Nähe eine Granate explodierte.

Seine Kameraden tragen ihn über das unebene Kopfsteinpflaster und die engen Klostertreppen hinauf. Meist läuft er aber ohne Hilfe und sei mit seinem Zustand zufrieden.

„Fünf Tage auf dem Athos ersetzen ein Jahr Rehabilitation in der Ukraine“

„Natürlich hat es mir sehr geholfen, Stress abzubauen“, sagt er über den Besuch auf dem Athos, den er wiederholen möchte. „Es gab immer Unterstützung von Verwandten, von Freunden, von Mitstreitern, Unterstützung vom Staat, ohne die das nicht möglich gewesen wäre.“

Der Athos ist seit der byzantinischen Zeit eine geistige Heimat der orthodoxen Kirche. Das Gebiet wurde 1988 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Einige alte Bräuche haben sich erhalten. Bis heute dürfen nur Männer den Ort besuchen.

Auch die russisch-orthodoxe Kirche ist seit Langem mit Athos verbunden. 2016 besuchte Russlands Präsident Wladimir Putin die Insel, um das tausendjährige Bestehen der ersten Ansiedlung russischer Mönche zu feiern. Doch weil das NATO-Mitglied Griechenland die Ukraine im Krieg unterstützt, hat sich die Beziehungen zu Moskau verschlechtert. Die ukrainischen Soldaten besuchen nur griechisch-orthodoxe Stätten.

„Wir sehen schon jetzt, dass diese fünf Tage auf dem Athos mindestens ein Jahr Rehabilitation in der Ukraine, in Krankenhäusern oder anderen medizinischen Zentren ersetzen“, sagt Orest Kawetskyj, ein Beamter der Region Lwiw, der die Reise mitorganisiert hat.

„Als ich auf dem Athos war, habe ich Gottes Gnade, Gottes Segen und die Größe des Athos gespürt.“

Das Kloster Simonos Petras ragt in die Ägäis.
Das Kloster Simonos Petras ragt in die Ägäis.Alexandros Avramidis/Reuters
Ukrainische Soldaten sammeln Kieselsteine als Andenken an einem Strand auf Athos.
Ukrainische Soldaten sammeln Kieselsteine als Andenken an einem Strand auf Athos.Alexandros Avramidis/Reuters
Der ukrainische Offizier Wolodymyr Yachtorowytsch empfängt die heilige Kommunion von Vater Epifaneios im Kloster Pantokratoros.
Der ukrainische Offizier Wolodymyr Yachtorowytsch empfängt die heilige Kommunion von Vater Epifaneios im Kloster Pantokratoros.Alexandros Avramidis/Reuters
Der ukrainische Soldat Iwan Kowalyk passt nach einem Besuch auf Athos seine Beinprothesen an.
Der ukrainische Soldat Iwan Kowalyk passt nach einem Besuch auf Athos seine Beinprothesen an.Alexandros Avramidis/Reuters
Kameraden helfen dem ukrainischen Soldaten Iwan Kowalyk beim Treppensteigen während ihres Besuchs des Klosters Simonos Petras.
Kameraden helfen dem ukrainischen Soldaten Iwan Kowalyk beim Treppensteigen während ihres Besuchs des Klosters Simonos Petras.Alexandros Avramidis/Reuters
Ukrainische Soldaten entzünden Gebetskerzen in der Kirche des Klosters Pantokratoros.
Ukrainische Soldaten entzünden Gebetskerzen in der Kirche des Klosters Pantokratoros.Alexandros Avramidis/Reuters
Ein ukrainischer Soldat schreibt Namen von Freunden und Angehörigen auf Gebetszettel im Kloster Iviron.
Ein ukrainischer Soldat schreibt Namen von Freunden und Angehörigen auf Gebetszettel im Kloster Iviron.Alexandros Avramidis/Reuters
Ukrainische Soldaten machen Fotos im Kloster Simonos Petras.
Ukrainische Soldaten machen Fotos im Kloster Simonos Petras.Alexandros Avramidis/Reuters
Militärkaplan Andrij Koptschak verehrt in der Skite des Propheten Elija eine Reliquie.
Militärkaplan Andrij Koptschak verehrt in der Skite des Propheten Elija eine Reliquie.Alexandros Avramidis/Reuters
Ukrainische Soldaten besuchen die Skite des Propheten Elija.
Ukrainische Soldaten besuchen die Skite des Propheten Elija.Alexandros Avramidis/Reuters
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