FAZ+Kulturelle Aneignung :
Rassistischer Reis

Von Mathias Brodkorb
Lesezeit: 8 Min.
Katy Perrys Geisha-Auftritt bei der Grammy-Verleihung 2013 wurde von manchen als kulturimperialistischer Akt verstanden
Die Theorie der kulturellen Aneignung will vor Rassismus schützen. In Wahrheit führt sie zurück ins völkische Denken. Ein Gastbeitrag.
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Da dürfte der britische Starkoch Jamie Oliver nicht schlecht gestaunt haben: Im Jahre 2018 ließ sich die britische Labour-Abgeordnete und Schattenministerin Jeremy Corbyns, Dawn Butler, zu einem Tweet hinreißen, der Oliver in die Nähe eines rassistischen Vorgangs rückte. Stein des Anstoßes war ein Fertiggericht aus dem Hause „Oliver“ mit dem Namen „Punchy Jerk Rice“. Jerk ist eine fruchtige jamaikanische Würzmischung und wird traditionell als Marinade für jamaikanische Fleischgerichte verwendet. Jamie Oliver nutzte sie stattdessen, um ein Reisgericht zu veredeln — und schon saß Butler, deren Eltern von Jamaika stammen, auf der Palme. „Ihr Jerk-Reis ist nicht in Ordnung. Diese Aneignung jamaikanischer Kultur muss aufhören“, ließ Butler den Starkoch via Twitter wissen. Die Logik dahinter: Da Oliver selbst kein Jamaikaner sei, habe er nicht das Recht, ein jamaikanisches Gewürz zu nutzen, wie er es wolle. Das sei der Übergriff eines weißen Mannes in die heiligen Gefilde der jamaikanischen Ureinwohner, also ein kulturimperialistischer Akt.

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