Ertrunkene Migranten :
Spurlos verschwunden auf der Kanarenroute

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Ein Boot der spanischen Küstenwache, das Flüchtlinge an Bord hat, liegt Mitte April im Hafen von Arguineguin auf der spanischen Insel Gran Canaria.
Vor der Küste der Westsahara sind abermals mehr als 40 Migranten ertrunken. Die Route aus Afrika zu den Kanaren ist eine der gefährlichsten. Migranten schreckt das dennoch nicht ab.

Die Hilfe kam wieder zu spät. Vor der Küste der Westsahara sind 44 Migranten ertrunken, die sich auf den Weg auf die spanischen Kanaren gemacht hatten. Sie hatten einen Notruf an die spanische Hilfsorganisation „Caminando Fronteras“ abgesetzt, die sofort die marokkanischen Behörden informierte. „Die Rettung dauerte vier verhängnisvolle Stunden. Wie so oft war der Tod die Folge“, schrieb die Sprecherin von „Caminando Fronteras“, Helena Maleno, im Kurznachrichtendienst Twitter: Zwölf Menschen wurden lebend geborgen, 16 Leichname befanden sich noch im Boot; alle anderen Passagiere hat das Meer verschlungen.

Auf Malenos Twitter-Konto tauchen unablässig rot markierte Warnmeldungen mit Überschriften wie „Alarm“ und „Tragödie“ auf. Zuletzt ertranken vor Gran Canaria Ende April 25 Menschen. Erst am Freitag hatte die spanische Küstenwache in letzter Minute 118 Menschen auf zwei Schlauchbooten gerettet, die vor Gran Canaria in Seenot geraten waren.

Die Lebensgefahr schreckt offenbar nicht ab. Im ersten Quartal dieses Jahres nahm die Zahl der Migranten, die auf die Kanarischen Inseln gelangten, im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 50 Prozent zu. Insgesamt waren es nach Angaben des spanischen Innenministeriums mehr als 6600 Menschen. Über die Kanaren führt damit die wichtigste Route aus Afrika nach Spanien. Wie viele es nicht schafften, lässt sich nur schwer sagen. Nach Einschätzung des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR handelt es sich um eine der gefährlichsten Routen aus Afrika.

Mehr als die Hälfte aller Boote bricht aus Marokko auf

38 Prozent aller Ertrunkenen (insgesamt 1153 Menschen) zählten die UN im vergangenen Jahr auf dem Weg auf die Kanaren. Auch ihre genaue Zahl lässt sich nicht ermitteln, weil viele Schiffe – oft sind es überfüllte Schlauchboote – spurlos in den hohen Wellen des Atlantiks verschwinden, auf dem sie oft zehn Tage oder länger unterwegs sind; 95 Prozent der Leichname werden nicht geborgen. Laut „Caminando Fronteras“ waren es 2021 mehr als 4404 – das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Die Gruppe ist in den Herkunftsländern der Migranten gut vernetzt und erhält regelmäßig Hilferufe von Booten in Seenot.

Mehr als die Hälfte aller Boote bricht aus Marokko auf, der größte Teil davon von der Küste der von Rabat annektierten Westsahara. Nach der politischen Aussöhnung im März hofft die spanische Regierung darauf, dass Marokko nun mehr tut, um Migranten daran zu hindern, in Richtung Europa in See zu stechen. Im April habe sich ein erster Rückgang im Vergleich zum Jahresbeginn beobachten lassen, heißt es in Madrid. Spanien setzt besonders auf die abschreckende Wirkung der zügigen Rückführung von Migranten, die schon vor einigen Wochen intensiviert wurde. Laut Presseberichten wollen beide Staaten die während der Pandemie unterbrochenen gemeinsamen Patrouillen bald wieder beginnen.

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