Besuch in Belgien :
Der Papst nennt das Verbrechen beim Namen

Thomas Gutschker
Ein Kommentar von Thomas Gutschker
Lesezeit: 1 Min.
Papst Franziskus beim Empfang durch König Philipp in Belgien
Die Worte, die der Papst in Belgien zum Missbrauch wählte, waren nicht hohl. Der Papst sprach vom „Verbrechen“ des Missbrauchs. Dem müssen Taten folgen. Das betrifft auch eine Debatte über den Zölibat.
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Nicht nur in Deutschland haben Fälle sexuellen Missbrauchs von Geistlichen die Kirche erschüttert. Belgien war das erste Land, in dem 2010 ein katholischer Bischof zurücktreten musste, weil er sich über Jahre hinweg an seinem Neffen vergangen hatte. Später musste Roger Vangheluwe weitere Schandtaten eingestehen, die er mit hohen Schweigegeldsummen vertuscht hatte.

Verspätete Konsequenzen aus dem Skandal

Der Umgang des Vatikans mit dem Fall machte den Skandal nur noch größer. Der Mann, dessen Taten strafrechtlich verjährt waren, wurde zwar aus dem Verkehr gezogen. Aus dem Priesterstand wurde er aber erst vierzehn Jahre später entfernt – von Papst Franziskus.

Deshalb klangen die Worte, die er zum Auftakt seines Pastoralbesuchs in Belgien wählte, auch nicht hohl. Der Papst sprach vom „Verbrechen“ des Missbrauchs. Dem müssen freilich Taten folgen.

Das betrifft zunächst die angemessene Entschädigung der Opfer. Bisher wurden ihnen – in Belgien, aber auch in Deutschland – Summen gezahlt, die ihr Leid symbolisch anerkennen, aber weit davon entfernt sind, die immensen psychischen Schäden zu kompensieren, die ein normales Leben oftmals unmöglich machen.

Die Kirche muss sich aber auch der Debatte über den Zölibat stellen. Der Anteil von Tätern unter Geistlichen ist einfach zu hoch, um diese Lebensform nicht zu hinterfragen. Franziskus hat dafür Türen geöffnet. Aber er muss selbst noch hindurchgehen.

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