Wagenknechts Vision :
Stimmungsmache mit Experten

Thomas Holl
Ein Kommentar von Thomas Holl
Lesezeit: 1 Min.
Auch nach dem 23. Februar noch im Bundestag?: BSW-Chefin Sahra Wagenknecht
Mit ihrem Wahlversprechen einer Expertenregierung schürt Sahra Wagenknecht das Misstrauen vieler Bürger gegen etablierte Parteien und deren Politiker. Die BSW-Chefin setzt auf ein bewährtes Rezept von Populisten.
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Wenn Sahra Wagenknecht nach Angela Merkel die zweite ostdeutsche Kanzlerin wäre, würde sie alles anders machen – und noch viel mehr.

An falscher Bescheidenheit und fehlendem Selbstbewusstsein hat die Gründerin ihrer eigenen Partei wie ihr Ehemann Oskar Lafontaine noch nie gelitten. Mit derzeit vier bis sieben Umfrageprozent im Rücken verkündet Wagenknecht schon einmal ein Wahlprogramm, das „unser Land in eine bessere Zukunft führt und den Frieden sichert“. Und dafür braucht es außer Wagenknecht als BSW-Kanzlerin keine Parteipolitiker, sondern Experten.

Es ist ein Wahlversprechen, das auf das von Populisten von links und rechts in ganz Europa geschürte Misstrauen vieler Bürger gegenüber den etablierten Parteien und ihrer Vertreter setzt. Nichts anderes macht Wagenknecht, wenn sie ein „Kompetenz-Kabinett“ nach der Wahl fordert, „eine Expertenregierung aus integren, fachkundigen und unbestechlichen Persönlichkeiten“.

Korrumpierbar und inkompetent sind im Umkehrschluss in Wagenknechts Weltbild offenbar all jene Politiker demokratischer Parteien, die in Bund und Ländern seit Jahrzehnten regieren – nach geheimer Bestätigung durch frei gewählte Abgeordnete.

Das wird auch nach dem 23. Februar so bleiben. Von der Kaderpartei BSW ausgewählte „Regierungsexperten“ werden Deutsch­land wohl erspart bleiben.

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