CDU-Debatte um Dienstpflicht : Engagement auf staatliches Geheiß
Kann ein verpflichtendes Dienstjahr der „Kitt“ werden, der die Gesellschaft zusammenhält? Eine unmittelbare Auswirkung kann man sich sicher nicht vorstellen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen einem sozialen Pflichtjahr und dem Zusammenhalt in der Gesellschaft? So will es die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer glauben machen, wenn sie fragt, ob es noch einen „Kitt“ gibt, der die Gesellschaft zusammenhält, und anschließend gesellschaftliches Engagement auf staatliches Geheiß empfiehlt. Man kann sich den Zusammenhang sicher nicht wie in der Steuergesetzgebung vorstellen, wo sich neue Spitzensätze umgehend und unmittelbar auf den Bürger auswirken.
Viele männliche Bürger, die ihren Wehrdienst oder Zivildienst abgeleistet haben, würden vermutlich der Einschätzung widersprechen, dass sie ohne diese Monate zu kühlen Egozentrikern geworden wären statt zu verantwortungsbewussten, gar empathischen Mitgliedern der Gesellschaft. Aber dass diese Zeit das Gefühl gestärkt hat, nicht jeder Einsatz im Leben müsse sich in Heller und Pfennig auszahlen, sondern manchmal sei auch der (erzwungene oder freiwillige) altruistische Einsatz für das große Ganze von Wert, würden wohl auch viele bestätigen.
Ob die CDU-Spitze vor allem ein Thema sucht, mit dem sie sich im nächsten Wahlkampf von der Konkurrenz absetzen kann, oder ob sie den Willen ihrer Basis aufnimmt, wenn sie über eine Dienstpflicht spricht, ist nachrangig. Aber in einer Zeit zunehmender Individualisierung und Konzentration auf das eigene Fortkommen, kann schon die Debatte helfen.