Soziologe über Obdachlosigkeit :
„Menschen werden nicht zufällig wohnungslos“

Lesezeit: 4 Min.
Ein Obdachloser liegt an der U-Bahnhaltestelle des Frankfurter Hauptbahnhofs.
Die Wohnungslosigkeit in Deutschland nimmt zu. Soziologe Timo Weishaupt erklärt, warum manche Menschen durchs System fallen und was andere Staaten besser machen.
Herr Weishaupt, Deutschland hat ein vergleichsweise engmaschiges Sozialsystem. Bürgergeld, Sozialhilfe, Unterstützung durch Jobcenter – das sollte verhindern, dass jemand auf der Straße leben muss. Warum passiert es trotzdem?

Das ist zum einen strukturell bedingt. In Deutschland wohnen ungefähr die Hälfte aller Menschen zur Miete. Das ist neben der Schweiz der höchste Anteil in Europa. Und wenn jetzt die Mieten steigen, und das tun sie vor allem in Großstädten und Ballungsräumen seit zehn Jahren schneller als die Durchschnittslöhne, verteuert sich das Wohnen – und es wird für einige Menschen unbezahlbar. Dazu kommt, dass die Bevölkerung migrationsbedingt wächst, und das auf eine sinkende Zahl an Sozialwohnungen und einen immer teurer werdenden Neubau trifft. Das zu lösen, ist eine riesige Herausausforderung.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.
  翻译: