WDR warnt vor Otto : Humorlos und belehrend
Es ist nicht ganz klar, warum der WDR nur alte Otto-Sendungen mit einem Warnhinweis versehen will. Jeder Mensch, jedes Produkt ist ein Kind seiner Zeit. Also: „Achtung: Diese Zeilen sind in der Zeit entstanden, in der sie geschrieben wurden. In Zukunft könnten sie als anstößig empfunden werden.“ Oder auch: „Vorsicht: Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidteinander‘.“
Doch was hilft’s? Der Zuschauer muss sich seinen Reim darauf machen, ob es nun um „Sissi“, „Winnetou“, „Manta, Manta“ oder „Barbie“ geht. Natürlich würde vieles heute nicht mehr so geschaffen, manches wird auch gar nicht mehr gezeigt, weil die Zeit eben eine andere ist.
Was aber gezeigt wird, spricht dann auch für sich. Der WDR hat ja seine Gründe, aus Anlass des 75. Geburtstages von Otto Waalkes alte Sendungen wieder ins Programm zu nehmen. Bezeichnenderweise weist der Sender zwar belehrend darauf hin, das Programm enthalte „Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden“, will aber nicht offenlegen, welche er denn meint. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk von heute ist offenbar der Sinn für Komik, Witz und Satire und eine gewisse Leichtigkeit abhandengekommen. Platz ist nur noch für bierernste Staatskunst mit parteipolitischem Einschlag und eingebautem Rechercheauftrag. Auch darauf kann man gern einmal hinweisen.