FAZ+Winfried Kretschmann :
„In Krisen muss man ins Risiko gehen“

Lesezeit: 8 Min.
Winfried Kretschmann in der Villa Reitzenstein, dem Amtssitz des baden-württembergischen Ministerpräsidenten in Stuttgart
Baden-Württembergs Ministerpräsident sieht trotz des Hickhacks beim Heizungsgesetz kein Desaster für die Ampel. Ein Gespräch über seine Begeisterung für Habeck, politischen Kulturkampf und seinen Frust über die Bürokratie.
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Herr Ministerpräsident, wir erleben einen Vertrauensverlust in demokratische Institutionen. Umfragen zufolge fühlt sich die Hälfte der Bürger machtlos und übergangen von der Politik. Was ist los in diesem Land?

Das wüsste ich auch gern. Aber dieses Phänomen plagt ja nicht nur Deutschland, das sehen wir in allen Industrienationen. In vielen Ländern nehmen Rechtspopulisten Einfluss auf die Regierung oder stellen sie sogar. Die Welt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel; mitten in Europa ist wieder Krieg, und die Menschen fragen sich, wie es weitergeht. Wir haben demographische Probleme; wir müssen durch den Klimawandel einen umgreifenden Strukturwandel bewältigen und stehen vor einer neuen industriellen Revolution. Mit der Künstlichen Intelligenz steigt eine Technologie auf, die so nah an das Menschliche rührt wie keine vor ihr. Alle diese Herausforderungen kommen nicht nacheinander, sondern gleichzeitig, und wir haben keine fertigen Antworten auf sie. Zudem hat die Corona-Pandemie die ganze Welt durchgeschüttelt, mit vielen Kollateralschäden, und das Bewusstsein verstärkt, dass wir verletzlich sind. So eine Zeit ist etwas anderes als eine lange Friedensperiode, in der man anders regieren kann.

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