Tech-Talk : Wem die Stunde schlägt
Globalisierung, Digitalisierung und das damit einhergehende Konsumverhalten der Menschen haben nun auch die Uhrenwelt mit großer Wucht getroffen. Viele Jahrzehnte bestehende – und bis dahin auch gut funktionierende – Strukturen werden in Frage gestellt. Das betrifft die Vertriebskanäle ebenso wie das Messewesen.
Verkauft wurden hochwertige Uhren sehr lange fast ausschließlich über konzessionierte Fachhändler, die ihre Ware wiederum auf den großen Fachmessen in Genf und Basel orderten. Tempi passati. Schon in Genf kündigten die beiden Luxusmarken Audemars Piguet und Richard Mille nicht nur ihren Rückzug von der Messe, sondern auch den Rückzug aus dem Fachhandel an. Beide wollen den Vertrieb ihrer Produkte in die eigenen Hände nehmen und sind damit nicht allein.
Markenboutiquen und Online-Shops schießen wie Pilze aus dem Boden, Direktvertriebsmarken geht es so gut wie nie. Ein gutes Beispiel dafür ist Sinn in Frankfurt am Main, das auf eine Mischung aus Direktverkauf im eigenen Einzelhandelsgeschäft, Online-Shop sowie Verkauf über den Einzelhandel setzt.
Dagegen leidet die einst große Leitmesse Baselworld seit fünf Jahren zunehmend an Zerfallserscheinungen. Allein in den vergangenen vier Jahren hat sich die Zahl der Aussteller um zwei Drittel auf nunmehr 500 reduziert. Der jüngste Schlag ins Kontor war die Absage der Swatch Group mit ihren 14 Einzelmarken, die sich der geneigten Händlerschaft nun bei einer Hausmesse in Zürich präsentiert hat.
Eine neue Messeleitung bemüht sich nun redlich, die Scherben ihrer Vorgänger zusammen zu kehren und die Baselworld von einer verkrusteten Verkaufsveranstaltung zu einer auch für Verbraucher offenen Erlebniswelt umzubauen, wie sie beispielsweise Breitling-Chef Georges Kern fordert. Das ist dringend notwendig. Sonst erleidet die Baselworld dasselbe Schicksal wie die Cebit.