Atommüll : Unendliche Endlagerung

Schon beim künstlichen Totreden der Kernkrafterzeugung zeigte sich die ganze Widersprüchlichkeit der Antiatombewegung inner- und außerhalb der Regierung. In der Endlagerdebatte wiederholt sich diese Bigotterie.
Zählen ein paar Dekaden, wenn es um eine Million Jahre geht? Einem neuen Bericht zufolge wird sich die Suche nach einem Endlager für hoch radioaktive Abfälle weiter verzögern. Ursprünglich wollte man bis 2031 fündig werden, dann bis 2068, jetzt steht 2074 im Raum. Das Bundesumweltministerium beschwichtigt und sagt, man könne das Verfahren beschleunigen und verlorene Zeit aufholen. Das untergeordnete Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung glaubt deshalb an einen Termin 2046. Aber auch das wäre deutlich später als geplant und ist mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet.
Zum einen ist die Finanzierung aus dem Staatsfonds Kenfo nur bis zum Beginn der Dreißigerjahre ausgelegt, zum anderen ist die bisherige Aufbewahrung mit Risiken behaftet. Man glaubt es kaum, aber weil sich Deutschland aus Sicherheitsbedenken nicht in der Lage sieht, einen unterirdischen Platz zu finden, lagern jetzt rund 1000 Castorbehälter oberirdisch auf den Geländen ehemaliger Kernkraftwerke. Diese vermeintlichen Zwischenlager sind längst Dauereinrichtungen geworden. Die Behälter sind dafür aber nicht ausgerichtet. Die Genehmigungen für diese Interimslösungen laufen lange vor der Endlagerentscheidung aus – erst recht vor der Inbetriebnahme eines Endlagers, die weitere Jahrzehnte dauern wird.
Unter dem Strich bedeutet das: Die Verantwortlichen haben zwar Angst vor dem Weiterbetrieb von Kernkraftwerken und vor unzulänglichem Endlagern, nicht aber davor, den strahlenden Müll weitere Jahrzehnte lang auf der Erdoberfläche abzustellen. Dort ist er näher dran an der Bevölkerung und viel exponierter als unter Tage, übrigens auch für Flugzeugabstürze oder Terroranschläge. Besonders absurd ist die Situation in Gorleben. Ein Zwischenlager dort findet die Politik vertretbar, vermutlich bleibt es bis zum nächsten Jahrhundert nötig. Für ein Endlager kommt der dortige Salzstock aber nicht mehr infrage.
Schon beim künstlichen Totreden der Kernkrafterzeugung zeigte sich die ganze Widersprüchlichkeit der Antiatombewegung inner- und außerhalb der Regierung. In der Endlagerdebatte wiederholt sich diese Bigotterie.