Batteriehersteller : Die Verlierer im Varta-Drama
Die Geschichte des traditionsreichen Batterieherstellers Varta ist seit Samstag um ein dramatisches Kapitel reicher. Die Übereinkunft zwischen Großaktionär Michael Tojner, dem Kunden Porsche AG und vier investierten Bankenfonds muss zwar noch formelle Hürden nehmen. Wahrscheinlich ist die mittelfristige Zukunft von Varta damit aber gesichert. Allerdings nicht der bisherigen Aktiengesellschaft, denn die wird nach dem angestrebten Schuldenschnitt Geschichte sein. Ein bitterer Schritt für die Kleinaktionäre. Sie sind die großen Verlierer, denn ihre Anteile, die noch vor drei Jahren bei 160 Euro notierten, werden wertlos.
Natürlich ist die Börse keine Einbahnstraße und Anleger müssen sich des Risikos bewusst sein. Dennoch erregt der Fall von Varta zurecht die Gemüter, vor allem die Rolle von Tojner. Im F.A.Z.-Interview hat der Österreicher eingeräumt, dass man die schlimmsten Fehler auf dem Höhepunkt des Erfolgs gemacht und bei Investitionsentscheidungen die nötigen Vorsichtsmaßnahmen außer Acht gelassen habe. Tojner war gleichzeitig Aufsichtsratschef wohlgemerkt, dessen Rolle es gewesen wäre, die Expansionspläne auf Herz und Nieren zu prüfen. Wo war die Kontrolle, die im Sinne der Corporate Governance fragte, ob die Rendite-Interessen des Großaktionärs den Chefaufseher auf einem Auge blind gemacht haben?
Für Altaktionäre ist es umso bitterer, dass sich Tojner nun für 30 Millionen Euro an der neuen Varta und deren Vermögenswerten beteiligen kann. Denn die sind ohne Frage vorhanden. Der Sportwagenbauer Porsche ist in die Rolle des Co-Retters gezwungen worden, weil es die Booster-Batterien für seinen Hybrid-911er in dieser Qualität nur von den schwäbischen Nachbarn gibt. Zudem sitzt Varta weiter auf wertvollen Patenten, welche nach dem alternativen Rettungskonzept der Fonds hätten versilbert werden sollen.
Und ironischerweise zieht auch die Nachfrage nach jenen Mini-Knopfzellen wieder an, die für die Achterbahnfahrt der vergangenen Jahre verantwortlich sind. Zumindest für die Beschäftigten sind das relativ gute Aussichten in schweren Zeiten. Im Gegensatz zu den Kleinaktionären dürfen sie noch auf einen glimpflichen Ausgang des Varta-Dramas hoffen.