Deutsche Halbjahrescharts: Wer neben Taylor Swift an der Spitze steht

Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Amerikanische Verhältnissen herrschen in den deutschen Charts nicht. Seit elf Wochen steht Taylor Swifts jüngstes Album nun auf Platz eins der Billboard-Albumcharts im weltgrößten Musikmarkt. In Deutschland hat „The Tortured Poets Department“ dagegen (bislang) nur zwei Wochen an der Spitze der Albumcharts verbracht. Das umsatzstärkste Album zum Halbjahr ist es aber auch so, wie die Ermittler der offiziellen deutschen Charts vom Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment am Montag mitteilten. Bei den Singles steht in Deutschland der amerikanische Künstler Benson Boone mit seinem Lied „Beautiful Things“ an der Spitze. Es folgen der deutsche DJ Bennett mit dem Techno-Mix von „Vois sur ton chemin“ und der Brite Artemas mit „I Like The Way You Kiss Me“. Beide Songs waren auf der Kurzvideo-App Tiktok viral gegangen. Die Top-4 der Singles wird komplett von Warner Music vertrieben, Marktführer Universal Music ist in den Top-10 nicht vertreten. In den Albumcharts ist das Bild gemischter, hinter Swifts folgt das neue Album von Billie Eilish („Hit Me Hard And Soft“) – ebenfalls von Universal vermarktet – auf Platz zwei vor dem Live-Album der Band Böhse Onkelz. Im Gegensatz zu unter anderem den amerikanischen Billboard-Charts werden die deutschen Charts allerdings nach Umsatz und nicht nach sogenannten Einheiten berechnet. Streaming-Werte werden dafür mittels einer gesonderten Formel jeweils für die Single- als auch für die Album-Charts miteinbezogen. Werbefinanzierte und Videostreams finden in Deutschland nur für die Single-Charts Berücksichtigung. Der Fokus auf den Umsatz macht Tonträgerverkäufe für die Album-Charts besonders relevant, da hier mit einem Mal sehr viel Umsatz erzielt wird, der über das Streaming in der Regel erst mit der Zeit zusammenkommt. Ein verkaufter Tonträger wird indes nur mit einem Preis von maximal 40 Euro gezählt. Diese Regelung ist eine Folge von hochpreisigen Boxen mit allerlei Fanartikeln und limitierten Vinylvarianten, die mitunter mehr kosten. Die Beigaben zum Tonträger müssen laut den Regularien obendrein beispielsweise einen klaren Bezug zum Künstler haben und als „haptisches Produkt“ beiliegen. Singles werden kaum noch physisch veröffentlicht, für die Rangliste sind daher vor allem möglichst viele Streams gefragt. Der im Idealfall langfristige Streamingeffekt zeigt sich beispielsweise am Song „Komet“, dem erfolgreichsten Songs im vergangenen Jahr. Der Hit von Apache 207 und Udo Lindenberg ist schon im Januar 2023 erschienen und findet sich in den Single-Charts zum Halbjahr auf Platz zehn wieder. Auch Bennets „Vois sur ton chemin“-Mix ist schon seit August 2023 auf dem Markt, die Nummer eins „Beautiful Things“ immerhin seit Mitte Januar dieses Jahres. Eigenen Angaben zufolge erfassen die Charts-Ermittler Daten von mehr als 2800 Handelsgeschäften – von großen Elektromärkten bis zum kleinen Plattenladen – sowie den verschiedenen Downloadportalen und Streamingdiensten. Die Zahlungen von Spotify, Apple, Amazon, Youtube Music, Deezer und Co. steuerten im vergangenen Jahr rund 75 Prozent der 2,21 Milliarden Euro Gesamtumsatz auf dem deutschen Markt für Musikaufnahmen bei.