Sozialer Aufstieg : Ex-Siemens-Chef Kaeser fordert bessere Bildungschancen für Ärmere
Der frühere Siemens-Konzernchef Joe Kaeser beklagt einen Rückgang sozialer Aufstiegschancen für Arbeiterkinder und hält Karrieren wie seine eigene in Deutschland für kaum noch möglich. „Die Gesellschaft ist nicht mehr so durchlässig wie sie früher war“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von Siemens Energy der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitagausgabe). „Ich glaube nicht mehr, dass der gesellschaftliche Aufstieg heute noch so möglich wäre, wie ich es erlebt habe“, betonte der 67-Jährige, der es als Arbeiterkind aus dem Bayerischen Wald bis zum Vorstandsvorsitzenden eines der größten deutschen Unternehmen brachte.
„Heute ist es deshalb umso wichtiger, dass der Staat die Durchlässigkeit fördert, beispielsweise mit Lernmitteln wie iPads“, sagte der Spitzenmanager. „Nicht die Reichsten, sondern die Klügsten sollen studieren.“ Kaeser betonte zugleich, dass die Voraussetzung für einen starken Sozialstaat spürbares Wirtschaftswachstum sei.
In den vergangenen zehn Jahren seien die Sozialausgaben, Pensionen und der Bundeshaushalt um rund 50 Prozent gestiegen, aber das Bruttoinlandsprodukt nur um 40 Prozent. „Man kann auf Dauer nur Werte umverteilen oder für den Klimaschutz aufwenden, die man vorher erwirtschaftet hat“, sagte Kaeser.