Knaus Tabbert Verhaftungen :
„Es gab keine Verdachtsmomente“

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Hier war am Mittwoch viel Polizei vor Ort: Unternehmenssitz von Knaus Tabbert in Jandelsbrunn
Der Aufsichtsrat des Wohnwagenherstellers hat nach Angaben des Unternehmens von nichts gewusst und erstmals bei der Durchsuchung am Mittwoch von den Bestechungsvorwürfen erfahren.
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Der Aufsichtsrat der Knaus Tabbert AG zeigt sich von den Vorgängen um seine inhaftierten und mittlerweile gekündigten Vorstände überrascht. Auf Anfrage der F.A.Z. teilte Knaus Tabbert mit: „Das Unternehmen und der Aufsichtsrat haben von den Vorwürfen erst zum Zeitpunkt der Durchsuchung unserer Räumlichkeiten am Morgen des 27.11. erfahren.“

Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft Landshut und die niederbayerische Polizei mit großem Aufgebot die Räume am Unternehmenssitz des Campingwagenherstellers in Jandelsbrunn durchsucht und zahlreiche mögliche Beweisstücke beschlagnahmt. Es wird dem Verdacht nachgegangen, dass die beiden Vorstände des Unternehmens sich in großem Umfang von Lieferanten haben bestechen lassen.

Warum die Sache nun aufflog? Dem Aufsichtsrat sei jedenfalls nichts bekannt gewesen, antwortet das Unternehmen. Die Vorwürfe seien nicht vorher Thema im Aufsichtsrat gewesen. „Das Unternehmen und der Aufsichtsrat haben von den Vorwürfen erst zum Zeitpunkt der Durchsuchung unserer Räumlichkeiten am Morgen des 27.11 erfahren“, schreibt das Unternehmen. „Es gab keine Verdachtsmomente.“

Traktoren beschlagnahmt

Die groß angelegte Aktion von Staatsanwaltschaft und Polizei muss von langer Hand geplant worden sein. 165 Einsatzkräfte waren im Einsatz, nicht nur in Jandelsbrunn, sondern zeitgleich auch an den Wohnsitzen der inhaftierten Vorstände Werner Vaterl im Landkreis Freyung-Grafenau und Gerd Adamietzki in Niedersachsen. Auch in der Schweiz, im Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen wurden Objekte durchsucht. Im Zuge der Vermögenssicherung wurden unter anderem Traktoren aus der privaten Sammlung von Vaterl abtransportiert, der aus der Region stammt und seit 1992 für Knaus Tabbert arbeitete, viele Jahre als Führungskraft und seit 2013 im Vorstand.

Wer auch immer der Hinweisgeber war, an den Aufsichtsrat hat er sich nach Unternehmensangaben nicht gewandt. Mit Wim de Pundert und Klaas Meertens saßen auch die beiden niederländischen Großaktionäre im Aufsichtsrat. De Pundert wechselte vergangene Woche an die Spitze des Vorstands, dessen einziges Mitglied er nach der Entlassung der beiden inhaftierten Vorstände nun ist.

Auf die Frage, warum sich der Aufsichtsrat von dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Speck Ende Oktober plötzlich getrennt habe und vom wem das ausging, darauf gibt es keine klare Antwort. Man habe sich darauf „verständigt“. Gegen Speck werde nicht ermittelt, sagte die Staatsanwaltschaft der F.A.Z. Die Bücher des Unternehmens prüft KPMG. Dort fielen bislang keine Unregelmäßigkeiten auf. Der tief gefallene Aktienkurs erholte sich am Freitag den zweiten Tag in Folge.

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