Trigema-Chef zum Homeoffice : „Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“

Wolfgang Grupp, der Chef des baden-württembergischen Bekleidungsherstellers Trigema, ist für seine klaren Worte bekannt. Jetzt äußert er sich unter anderem zur Arbeit zu Hause.
Wolfgang Grupp, Chef des Bekleidungsherstellers Trigema, ist bekannt für streitbare Aussagen. Da geht es mal um die Arbeitsaufteilung zwischen Männern und Frauen, die er aus biologischen Gründen klar zugeordnet sieht, und mal um alleinerziehende Frauen, denen er per se die Schuld am Scheitern ihrer Beziehungen zuschiebt. Es sind Einlassungen, die im Gedächtnis bleiben und viele den Kopf schütteln lassen. Der 81 Jahre alte Unternehmer gefällt sich offenbar in der Rolle des Provokateurs.
Jetzt hat Grupp dem „Tagesspiegel“ ein Interview gegeben, in dem er abermals mit markigen Worten auffällt. Es geht unter anderem um die Arbeitsbedingungen bei Trigema. Homeoffice gebe es in seinem Unternehmen nicht: „Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“, behauptet Grupp. Und weiter: „Je mehr die Leute studiert haben, desto mehr Homeoffice wollen sie – aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht.“
Für die 700 Näherinnen und Näher gehe das sowieso nicht, aber auch für die 38 Personen in der Verwaltung sei die Heimarbeit nicht zugelassen: „Ich bin jeden Tag in der Firma, und ich brauche meine leitenden Leute vor Ort, und zwar jeden Tag. Das beschleunigt Entscheidungen. Ich entscheide schnell, bei mir bekommt jeder sofort eine Antwort.“
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Zum News-Quiz„Mir soll es gut gehen, ich will Geld verdienen“
Auch die Viertagewoche sei kein Thema: „Wenn ich zu allem „ja“ sage, egal ob zur Vier-Tage-Woche oder zur Work-Life-Balance, darf ich mich nicht wundern, wenn immer mehr gefordert wird.“
Das Unternehmen mit Sitz in Burladingen wirbt damit, als eines von wenigen Textilherstellern ausschließlich in Deutschland zu produzieren. Sich selbst bezeichnet Grupp als „Egoisten“: „Mir soll es gut gehen, ich will Geld verdienen.“ Anders als viele andere Manager stehe er aber für Probleme gerade, sollten diese in seiner Firma auftauchen. Den ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt kritisiert er dafür, sein einstiges Unternehmen, den Autozulieferer Allgeier „erst heruntergewirtschaftet, dann an den Chinesen verkauft“ zu haben. Damit sei dieser kein „Vorzeigeunternehmer“.
Ende des Jahres will Grupp die Leitung des Unternehmens an seine Kinder abgeben.