Endesa : Übernahmekampf geht in die nächste Runde
Der spanische Mischkonzern Acciona hat am Montag im Übernahmekampf um Spaniens größten Stromversorger Endesa sein Angebot auf 41 Euro pro Aktie erhöht. Das geplante Gebot soll einem Bericht der Zeitung „El País“ zufolge nach sechs Monaten unterbreitet werden, sofern die Börsenaufsicht CNMV diesem stattgebe.
Zuvor hatte die Eon AG ihr Gebot für Endesa erneut angehoben. Wie der Düsseldorfer Energiekonzern am Montag mitteilte, beträgt der neue Angebotspreis 40 Euro je Endesa-Aktie. Bislang hatte Eon 38,75 Euro je Aktie geboten.
Durch die Aufstockung verlängert sich die Annahmefrist für die Endesa-Aktionäre auf den 3. April. Eigentlich wäre die Andiendungszeit am Donnerstag ausgelaufen. In den Vereinigten Staaten verlängere sich die Frist nun sogar auf den 6. April, wie Eon bekannt gab.
Dass Eon in dem nun schon seit mehr als einem Jahr andauernden Übernahmepoker seinen Angebotspreis bereits zum dritten Mal erhöht, war allgemein erwartet worden. Die spanische Börsenaufsicht CNMV hatte dem Dax-Unternehmen am Freitag überraschend die Möglichkeit hierzu eröffnet, nachdem die Endesa-Großaktionäre Enel und Acciona ein gemeinsames Gegengebot in Aussicht gestellt hatten.
Dennoch fiel die Marktreaktion am Montag zunächst nicht nur positiv aus. Die Eon-Aktie verlor bis 11 Uhr rund 1,1 Prozent auf 99,61 Euro.
HVB-Analystin Karin Brinkmann verwies darauf, dass eigentlich schon der vorherige Angebotspreis von 38,75 Euro je Aktie Endesa zu hoch bewertet habe. Mit dem nun noch einmal aufgestockten Gebot könne Eon aber immerhin die Hoffnung verbinden, „bis in die Nähe einer Mehrheit“ bei Endesa zu kommen, sagte sie.
Nach Einschätzung von WestLB-Analyst Peter Wirtz geht Eon mit der Erhöhung des Preises aufs Äußerste, ohne jedoch zu überreizen. Die Aussichten auf eine Mehrheit an Endesa sieht Wirtz damit allerdings nicht verbessert: „Wer bei 38,75 Euro nicht andient, der wird es jetzt zu 40 Euro auch nicht tun“.
Eon selbst stellte am Montag noch einmal eine Klage gegen seine Widersacher bei Endesa in Aussicht. Der Konzern wolle alle juristischen Möglichkeiten gegen das „von der CNMV bereits als rechtswidrig eingestufte Vorgehen von Enel und Acciona“ nutzen, hieß es. Zu den genauen Vorwürfen äußerte sich E. ON zunächst nicht.
Die Endesa-Großaktionäre Enel und Acciona hatten am Freitag offiziell bestätigt, über ein gemeinsames Gegenangebot für die Endesa SA zu sprechen. Die spanische Börsenaufsicht hatte den beiden Unternehmen daraufhin untersagt, ein solches Angebot innerhalb des nächsten halben Jahres zu veröffentlichen.
Drei Bieter für Endesa
Der Baukonzern Acciona (Madrid) ging 1997 aus einer Fusion mehrerer Unternehmen hervor. Er ist bereits in der Energiewirtschaft tätig, vor allem bei alternativen Energieformen wie der Sonnen- und Windenergie. Hauptaktionärin des Konzerns ist mit 60 Prozent die Familie Entrecanales. In den vergangenen Jahren diversifizierte sich das Unternehmen in die Bereiche Umweltdienste und Flughafenhandling, vor allem aber drängte es in den Energiesektor. Die Windenergie erklärte Acciona zu einer der künftigen Hauptsäulen des Konzernwachstums. Im Geschäftsjahr 2006 erwirtschaftete Acciona einen Gesamtumsatz von 6,3 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 1,4 Milliarden Euro.
Der ehemalige Staatskonzern Enel S.p.A. (Rom) ist der größte Energieversorger Italiens. Der Konzern entstand 1962 aus der Fusion mehrere kleinerer Gesellschaften. Nach der Teilprivatisierung 1999 ist Enel heute börsennotiert. Neben der Energieversorgung hatte sich der Konzern auch lange auf den Bereich Telekommunikation spezialisiert, gab die Anteile jedoch ab, um sich wieder ganz auf den Energie- und Gas-Sektor zu konzentrieren. Weltweit hat Enel im Bereich Elektrizität 32 Millionen Kunden, für den Stromriesen arbeiten mehr als 50.000 Menschen. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz des Konzerns auf 38,5 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis belief sich auf über acht Milliarden Euro.
Eon ist mit einem Umsatz von 67 Milliarden Euro (2006) der größte deutsche Strom- und Gaskonzern. Auch in Europa nimmt das Düsseldorfer Unternehmen einen Spitzenplatz ein. Dank der gestiegenen Energiepreise erwirtschaftete der Konzern 2006 ein operatives Ergebnis von mehr als acht Milliarden Euro. Seit 2003 steht der heute 58 Jahre alte Wulf Bernotat an der Spitze des Unternehmens. Der frühere Shell-Manager und Jurist hat den Konzern nach der Übernahme von Ruhrgas weiter auf Erfolgskurs getrimmt. Der Eon-Konzern, der im Jahr 2000 durch die Fusion von VEBA und VIAG entstanden war, trennte sich von Randgeschäften, zuletzt von seinen Immobilien (Viterra) und der Degussa-Beteiligung. Zugleich expandierte das Unternehmen, das heute weltweit 80.600 Menschen beschäftigt, im Ausland unter anderem in Osteuropa.