Böll und Spaemann :
Der Plan für ein Gegen-„Kursbuch“

Von
Matthias Strässner
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Wer eine Zeitschrift gründet, setzt auf Hoffnung gegen die Hoffnung: Für „Labyrinth“ (1960 bis 1962), mitherausgegeben von Heinrich Böll, schuf HAP Grieshaber die Titelbilder. Für die geplante dtv-Zeitschrift vier Jahre später sind keine Entwürfe erhalten. Aber „Labyrinth“ war unvergessen: Ein Vorschlag für den neuen Titel war „Ariadne“.

Ernst-Wolfgang Böckenförde sollte über den Atheismus der CDU schreiben und der „Sex-Rummel“ für ein ganzes Heft gut sein: Robert Spaemann und Heinrich Böll konzipierten 1966 eine katholisch inspirierte Kulturzeitschrift für dtv.

Fronleichnam fiel 1972 auf den 1. Juni. An diesem Feiertag unternahm der Philosoph Robert Spaemann mit seiner Frau Cordelia einen Ausflug. Nach der Teilnahme an der Prozession an ihrem Wohnort Stuttgart reisten die Eheleute mit dem Zug in die Eifel, mit Umstieg in Köln. Von Düren ließen sie sich mit dem Taxi nach Kreuzau-Langen­broich bringen, zum Sommerhaus von Annemarie und Heinrich Böll. Der Besuch hatte einen praktischen Zweck: Familie Spaemann durfte im irischen Haus der Bölls die Sommerferien verbringen, da gibt es einige Dinge zu besprechen.

In den Biographien von Böll und Spaemann wird ihr Treffen aus ganz anderen Gründen erwähnt. Am selben Tag, dem 1. Juni 1972, wurden Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe in Frankfurt festgenommen. Überall in der Bundesrepublik fanden Razzien statt, auch in der Eifel, denn weitere Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe waren angeblich in Wittlich in der Südeifel gesehen worden. Als die Gäste in Langenbroich am Kaffeetisch saßen, klingelte es an der Tür. Die Kriminalpolizei wollte die Identität der Besucher überprüfen. Wie Robert Spaemann 1998 in der „Zeit“ berichtete, antwortete der Dürener Polizeichef auf die Frage des Hausherrn, wodurch er und seine Gäste sich verdächtig gemacht hätten, mit dem Verweis auf Bölls „Spiegel“-Artikel über Ulrike Meinhof, den das Nachrichtenmagazin am 10. Januar 1972 unter der Überschrift „Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?“ veröffentlicht hatte.

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