Adolf Muschg wird neunzig :
Notfalls zieht er lieber die Konsequenz

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Noch immer produktiv: der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg

Unverändert streit- und meinungsfreudig: An diesem Montag wird der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg neunzig Jahre alt. Sein Einfluss ist nicht aufs unmittelbar Literarische beschränkt.

Als 2021 „Aberleben“ erschien, sein bislang letzter Roman, war Adolf Muschg 87 Jahre alt. Und setzte mit diesem altersungemäß umfangreichem Buch von mehr als 350 Seiten ein ­Lebenswerk fort, dass ohnehin schon zu den reichhaltigsten der Deutschschweizer Literatur gehört: neben Romanen auch Essays, Bühnenstücke und vor allem Reden, denn Muschg begreift den Schriftstellerberuf als öffentliche Verpflichtung.

Mögen seine etwas älteren Landsleute Max Frisch oder Friedrich Dürrenmatt – mit denen er so manches Literaturpolitisches gemeinsam betrieb – auch die berühmteren Platzhirsche unter den Schweizer Schriftstellern gewesen sein, so übt der eine Generation jüngere Muschg einen Einfluss aus, der eben nicht nur aus seinen Büchern resultiert, sondern auch aus einer Streit- und Meinungsfreudigkeit, die sich nicht aufs unmittelbar Literarische beschränkt.

Unvergessen seine 2003 erfolgte Wahl zum Präsidenten der Berliner Akademie der Künste – ein Amt, das er schon zwei Jahre später niederlegte, weil er sich mit den Gremien zerstritten hatte. Muschg wollte damals mit den Akademieaktivitäten heraus aus dem Elfenbeinturm. Als er dabei keinen Rückhalt fand, zog er die Konsequenzen. Das ist diesem Autor noch nie schwergefallen, und gerade das macht einen Teil – und keinen geringen! – seines Ansehens in der Literarischen Welt aus.

Eine neue Heimat für seine Romane

Der andere Teil verdankt sich natürlich doch dem Werk, das 1965 mit einem melancholischen Roman begann: „Im Sommer des Hasen“ über die Erlebnisse europäischer Stipendiaten in Japan. Er war thematisch und zeitlich ein Resultat von Muschgs erstem Hochschullehrauftrag, der den studierten Germanisten und Philosophen aus Tokio ereilt hatte. Das Interesse an Japan blieb eine Konstante; ein Lieblingsbuch des Autors ist das 1991 publizierte „Zeichenverschiebung – Über japanische Lebens- und Denkart“, das damals bezeichnenderweise nicht bei seinem Stammverlag Suhrkamp erschien. Dort merkte man erst danach, was man verpasst hatte, und 1995 kam dann der in Japan angesiedelte Kurzgeschichtenreigen „Die Insel, die Kolumbus nicht entdeckt hatte“ heraus.

Muschg schätzt aber eher Menschen, die mit ihm vorausdenken statt nachziehen. 2009 trennten sich schließlich die Wege von ihm und Suhrkamp, und dass er zu C. H. Beck ging, konnte nur die überraschen, die übersehen hatten, dass schon kurz zuvor ein Band mit politischen Reden („Was ist europäisch?“) bei dem Münchner Verlag erschienen war. Muschgs Romane hatten es immer leicht, eine Heimat zu finden, aber ihm lag mindestens so viel an den anderen Genres.

Und Beck wusste, womit man einen solchen Autor erfreuen kann: Zum achtzigsten Geburtstag vor zehn Jahren erschien im Verlag eine Bio­graphie von Manfred Dierks als Würdigung zu Lebzeiten, die heute schon wieder einer Überarbeitung bedürfte, weil Muschg trotz zwischenzeitlich schwerer Krankheit weiter produktiv und anregend geblieben ist. An diesem Montag feiert er seinen neunzigsten Geburtstag.

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