Siegfried Unseld :
Suhrkamps legendärer Verleger und seine Briefe

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Aus Furcht vor einer Schlagzeile in der „Frankfurter Rundschau“ („Suhrkamp rechtfertigt Hitler“) lehnte Siegfried Unseld, wie er in seiner „Chronik“, dem unlängst online zugänglich gemachten Verlagstagebuch, festhielt, 1979 die Publikation von George Steiners Hitler-Roman ab. Die Porträtfotografie entstand im Januar 1985 in Unselds Haus in der Frankfurter Klettenbergstraße.
Freundlich, aber unmissverständlich klar: Zum hundertsten Geburtstag Siegfried Unselds erscheint ein Band mit hundert Briefen des Suhrkamp-Verlegers.
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Als er von der geglückten Übersiedlung Uwe Johnsons nach Westberlin erfährt, schreibt der Frankfurter Verleger Siegfried Unseld am 14. Juli 1959 einen Brief an den Autor, dessen Debüt „Mutmassungen über Jakob“ bei Suhrkamp erscheinen soll – Unseld leitet den Verlag seit dem Tod des Gründers Peter Suhrkamp zweieinhalb Monaten zuvor. Der 34 Jahre alte Unseld empfinde „Freude und Erleichterung“ über das Gelingen von Johnsons Flucht und verspricht ihm, „dass Sie mich immer zu jedem Rat und zu jeder Hilfe bereit finden“. Das gilt ausdrücklich auch für die Unterkunft des nun heimatlosen ­Autors: „Ich ziehe heute in ein neues Domizil um“, schreibt Unseld, „ich kann Sie hier jederzeit und auch für länger beherbergen: Frankfurt/Main, Klettenbergstraße 35“. Es folgt ein Satz in Parenthese: „Dies ist inzwischen wohl überholt“ – Johnson hatte sich gemeldet und den Wunsch geäußert, in Westberlin zu leben.

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