Bénédicte Savoy über Raubkunst :
Kulturkampf, erster Akt

Lesezeit: 6 Min.
Kriegshäuptling mit Soldaten und Musikanten: Bronzerelief aus dem Königspalast von Benin, heute im British Museum in London
Bénédicte Savoy ist die wichtigste wissenschaftliche Stimme in der Debatte um die Rückgabe afrikanischer Kunstwerke, die in der Kolonialzeit nach Europa gelangt sind. Ihr neues Buch schildert, wie sich die Staaten Afrikas um Restitutionen bemühten – und wie sie scheiterten.
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Im Januar 1965 veröffentlicht die in Dakar, der Hauptstadt des Senegals, erscheinende Monatszeitschrift „Bingo“ einen Leitartikel ihres Chefredakteurs, des in Dahomey unter französischer Kolonialherrschaft geborenen und in Gabun aufgewachsenen Schriftstellers und Journalisten Paulin Joachim. In dem Text mit dem Titel „Rendez-nous l’art nègre“ („Gebt uns die Negerkunst zurück“) fordert Joachim seine Leser auf, „an allen Fronten in Europa und Amerika“ die „Schlacht“ um die Rückgewinnung afrikanischer Kunstwerke zu schlagen. Die Rückgewinnung der „materiellen Zeugnisse der schwarzafrikanischen Seele“, so Joachim, könne dem Kontinent „ein wenig vom Stolz Griechenlands schenken“, das ebenfalls ausgeplündert worden sei. Doch der Leitartikler begnügt sich nicht damit, Forderungen zu erheben; er malt sich auch aus, wie die Gegenseite darauf reagieren wird.

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