Zum Tod von Raimund Fellinger :
Der Mann, der Suhrkamp war

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Raimund Fellinger, geboren am 1. Oktober 1951 in Dillingen an der Saar, gestorben am 25. April 2020 in Frankfurt am Main, im Juni 2018 in Wien

Mit dem Cheflektor des Suhrkamp-Verlags, Raimund Fellinger, ist einer der ganz Großen des deutschen Literaturbetriebs gestorben. In die Öffentlichkeit drängte es ihn nicht, aber er wirkte mit an Werk und Nimbus einiger der berühmtesten Schriftsteller.

Wer Raimund Fellinger traf, der begegnete auch der Geschichte des Suhrkamp Verlags. Der Cheflektor des Hauses war mehr als vierzig Jahre lang im Unternehmen tätig, und schon nach seinem ersten Jahr als junger Lektor wurde ihm 1980 das avantgardistische Flaggschiff des Programms anvertraut: die Edition Suhrkamp. Nach dem Tod von Siegfried Unseld im Jahr 2002 wurde er zur literarisch bestimmenden Persönlichkeit im Haus, was auch daran lag, dass er bei Suhrkamp das Werk von gleich drei der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren betreute: Thomas Bernhard, Uwe Johnson und Peter Handke. Die Verleihung des Literaturnobelpreises an Handke war vor wenigen Monaten ein letzter Triumph für Fellinger: der erste Nobelpreis für einen „seiner“ Autoren; die anderen beiden waren zu früh vom Tod ereilt worden.

Am Samstag ist nun Fellinger selbst in Frankfurt am Main gestorben, auch viel zu früh, erst 68 Jahre alt. Der Einschnitt, den sein Tod für Suhrkamp bedeutet, ist nicht zu überschätzen, denn Fellinger war seit 2010 auch noch Cheflektor im zugehörigen Insel-Verlag und ein Künstler darin, die beiden literarischen Programme aufeinander abzustimmen. Die berühmte Insel-Bibliothek brachte er wieder zu altem Glanz, indem er vor allem das illustrative Element starkmachte. Die drei von Burkhard Neie illustrierten Erfolgsbände mit Balladen und Sagen etwa waren seine Idee, und er brachte auch Bücher von Nicolas Mahler hier unter, dessen Comic-Adaptionen von Thomas-Bernhard-Büchern er im normalen Suhrkamp-Programm schätzen gelernt hatte. Fellinger kannte keine Scheuklappen, wenn er von der Qualität eines Autors überzeugt war.

Bernhard war seine ganz große literarische Liebe, und niemand sonst hat zuletzt so viel fürs Fortleben dieses Werks getan wie Fellinger, bis hin zu von Suhrkamp geduldeten Editionen in dem von ihm selbst gegründeten österreichischen Korrektur Verlag. Dort hat Fellinger auch die Dissertation eines Schriftstellers nachdrucken lassen, der Bernhard so sehr bewunderte, dass er dessen Rhetorik zum Gegenstand seiner Doktorarbeit gemacht hatte, und den wiederum Fellinger besonders als Suhrkamp-Autor schätzte: Andreas Maier.

Für seine Autoren setzte Fellinger sich bedingungslos ein, wie man noch einmal im Zuge der Auseinandersetzungen um den Nobelpreis für Handke beobachten konnte, als er im November 2019 eine umfangreiche Dokumentation zur Verteidigung des Schriftstellers gegen dessen Kritiker zusammenstellte. Diese vom Suhrkamp-Verlag an die internationalen Handke-Lizenznehmer verschickte Materialsammlung war die letzte Publikation des Hauses, die zu Lebzeiten seinen Namen als Herausgeber trug. Wie man Raimund Fellinger kannte, wird er aber bis zuletzt mit und an den Texten seiner Autoren gearbeitet haben. Von ihm wird noch manches kommen, und unvergessen wird er bleiben.

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