Kunsthandel und Nahost :
Bilder, die jetzt nicht verkauft werden

Ursula Scheer
Ein Kommentar von
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Sieht die Meinungsfreiheit bedroht: Der Künstler Ayman Baalbaki vor einem seiner Bilder

Das Auktionshaus Christie's zieht Gemälde eines libanesischen Künstlers zurück. Der fühlt sich diskriminiert. Was macht der Krieg in Israel mit dem Kunsthandel?

Am Jahrestag der Pogromnacht vom November 1938 in Deutschland sollten in London zwei Gemälde versteigert werden. Das eine zeigt das Gesicht eines mit rot-weißem „Palästinensertuch“ vermummten Mannes. Auf dem anderen ist ein mit Sturmhaube maskierter Gasmaskenträger zu sehen, dessen Stirnbinde in Arabisch das Wort „Rebellen“ ziert. Beide Bilder hat der libanesischen Gegenwartskünstler Ayman Baalbaki gemalt. Er portätiert in Serie Demonstanten.

Auf einer Friedensdemo würde man die von ihm Dargestellten allerdings eher nicht vermuten. Sie wecken andere visuelle Assoziationen: an islamistische Terroristen etwa. Am 9. November nach dem 7. Oktober 2023 scheint diese Bildwahl dem Auktionshaus Christie’s zu heikel gewesen zu sein. Kurz vor ihrer Versteigerung zog es die Werke aus der Veranstaltung mit „Modern and Contemporary Middle Eastern Art“ zurück. Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, ihr lägen Mails vor, nach denen das Auktionshaus damit auf Beschwerden reagiert habe und „schlechte Presse“ habe vermeiden wollen. Christie’s lässt auf Nachfrage wissen, man habe wie stets in vertraulichem Einvernehmen mit dem Einlieferer gehandelt; der Künstler sprach gegenüber Reuters dagegen von „Diskriminierung“, die wohl im Kontext des neuen Nahostkonflikts stehe.

Debatte in offenen Briefen

Dass der Kunsthandel nach dem Massaker der Hamas vor einem Monat spontan mit Israel sympathisiert hätte, kann man allerdings nicht sagen. Als Russland die Ukraine überfiel, wurde Gelb-Blau geflaggt und beteuert, man beachte die Sanktionen. Wer die Regeln der Weltgemeinschaft bricht und deshalb vom Handel ausgeschlossen wird, war klar. Russische Sammler spielten überdies ohnehin keine große Rolle mehr – ganz anders als Player aus der arabischen Welt oder mit jüdisch-israelischem Bezug oder mit Sympathien in die eine oder andere Richtung.

Das Messeunternehmen Art Basel wagte sich vergleichsweise weit vor, als sein CEO Noah Horowitz Bestürzung angesichts des „grauenvollen Überfalls der Hamas“ und der zivilen Opfer unter Israelis wie Palästinensern äußerte. Sonst herrschte eher ruhige Zurückhaltung. Dass Einseitigkeit wie in dem den Terror ausklammernden offenen Brief zum Krieg in Israel, den unterschrieben zu haben einige aus der Kunstszene bald bereuten und der den Chefredakteur des publizierenden „Artforum“ den Job kostete, dem gedeihlichen – und profitablen – Miteinander nicht dient, zeigte sich aber auch rasch. Die Namen bekannter Galeristen stehen nun unter einem neuen offenen Brief, der „Unity“, also Einheit, und Empathie mit den Opfern beider Seiten beschwört.

Dass Christie’s zwei Bilder Baalbakis zurückzog, könnte Zufall sein oder eine vorsichtige Bewegung auf dünnem Eis: Keine Irritation soll es zu stark belasten. Ein drittes Bild Baalbakis wurde übrigens versteigert, für gut 20.000 Pfund. Es zeigt zwei brennende rote Flaggen.

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