Tankstellenvergleich :
Die Benzinpreise sinken immer weiter

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Die Kraftstoffpreise sind auf Wochensicht weiter zurückgegangen.
In der Urlaubsreisezeit wurde Sprit günstiger. Wann gab es das je? Aber jetzt kommt es für Autofahrer noch besser.

Die Benzinpreise in Deutschland sinken weiter. Das hat der Autoklub ADAC am Mittwoch aufgrund seiner wöchentlichen Auswertung der Preise von mehr als 14.000 Tankstellen mitgeteilt. Der Preis für einen Liter Super E10 erreicht ein neues Jahrestief. Im Vergleich zur Vorwoche sank der Preis um weitere 1,8 Cent je Liter von 1,698 Euro auf aktuell 1,680 Euro im bundesweiten Durchschnitt. Auch der Dieselpreis ist im Vergleich zur Vorwoche abermals gefallen. Aktuell liegt der Durchschnittspreis bei 1,570 Euro pro Liter, in der Vorwoche kostete er noch 1,577 Euro je Liter, der Rückgang lag also bei 0,7 Cent.

„Hauptursache für den Preisverfall ist der deutlich gesunkene Ölpreis“, schreibt der ADAC. Rohöl der Nordseesorte Brent kostete am Mittwoch zeitweise weniger als 74 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Liter). Damit stand der Preis in der Nähe seines Jahrestiefs. Noch vor einer Woche hatte er bei mehr als 79 Dollar gelegen. Es ist aber auch noch nicht lange her, da sahen die ersten Analysten den Ölpreis wegen der geopolitischen Unsicherheiten sogar schon auf 100 Dollar zusteuern.

Schwache Zahlen zur Weltkonjunktur

Auslöser für den Preisrückgang seien schwache Konjunkturzahlen aus China und den Vereinigten Staaten gewesen, berichtet Frank Schallenberger, Ölfachmann der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). „Bei Öl sind wir gerade in einem Bärenmarkt – und typisch dafür ist die selektive Wahrnehmung.“ „Bullishe“ Nachrichten, also solche, die für höhere Preise sprechen könnten, würden ignoriert, und „bearishe“ Nachrichten, also solche, die für sinkende Preise sprächen, sorgten für weitere Preisrücksetzer.

„Globale Wachstumssorgen gepaart mit Schlagzeilen über ein steigendes Angebot erweisen sich als giftige Mischung für den Ölmarkt“, schreibt Chris Weston vom Brokerhaus Pepperstone. Auch die Analysten der Deutschen Bank berichten sowohl von Faktoren für den Ölpreisrückgang auf der Nachfrage-, als auch auf der Angebotsseite. Unter anderem stecke wesentlich die Angst vor einer Abschwächung der Wirtschaft der Vereinigten Staaten hinter den rückläufigen Preisen: „Aber auch Angebotsfaktoren spielen eine Rolle.“ So sei es zuletzt zu einem weiteren Preisrückgang gekommen, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte, dass sich eine Vereinbarung zur Wiederaufnahme der libyschen Produktion abzeichnen könnte.

Trotz der aktuell massiven Produktionsausfälle in Libyen habe am Freitag ein Medienbericht, wonach die Staaten der Gruppe Opec plus an ihren Ankündigungen festhalten und die freiwilligen Ölförderkürzungen von Oktober an zurückfahren wollen, für einen kräftigen Rücksetzer am Ölmarkt gesorgt, schreiben die Analysten der Commerzbank. Auf der Nachfrageseite skeptisch stimmten auch die zuletzt verhaltenen Importe Chinas: „Die schlechte Stimmung in der chinesischen Industrie lässt nicht auf eine rasche Trendwende hoffen.“ Es bestehe daher das Risiko, dass die Gruppe Opec plus ihren Einstieg in den Ausstieg aus den freiwilligen Förderkürzungen mit deutlich niedrigeren Preisen bezahle.

Zum Teil haben die Ölstaaten des Ölkartells offenbar durch ihre eigene Politik die Konkurrenz stärker werden lassen. „Die Gruppe Opec plus hat sich mit ihrer Politik in ein Dilemma gebracht“, meint Ölfachmann Schallenberger. Die Opec-Staaten hätten die Förderung lange künstlich beschränkt, den Preis damit hochgehalten und Marktanteile verloren. „Würden sie die Förderung jetzt stark erhöhen, würde der Ölpreis noch weiter abstürzen“, meint Schallenberger. Profitiert von der Opec-Politik hätten vor allem die Vereinigten Staaten. Dort sei die Förderung 2023 um 1,1 Millionen Barrel je Tag gestiegen. Im laufenden Jahr habe die Dynamik jedoch nachgelassen, aktuell betrage das Plus bei der amerikanischen Förderung nur 0,1 Millionen Barrel je Tag: „Offensichtlich bietet das aktuelle Preisniveau nicht mehr genügend Anreize für die amerikanischen Fracker, um den Output noch weiter stark zu erhöhen“, meint Schallenberger.

August bisher günstigster Tankmonat

Schon im August waren die Kraftstoffpreise trotz der Urlaubsreisewelle niedriger gewesen als zuvor. Der Monat ist laut ADAC sogar der mit den niedrigsten Spritpreisen in diesem Jahr bisher gewesen. Auch dafür waren schon die vergleichsweise niedrigen Rohölpreise verantwortlich gemacht worden, sowie der vergleichsweise starke Wechselkurs des Euro zum Dollar. Die Bundesbank hatte aber auch berichtet, dass die Margen der Mineralölunternehmen aktuell eher niedrig seien. Man müsse damit rechnen, dass dies nicht so bleibe. Dahinter könnte die schwache Konjunktur stecken.

Die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gesunkenen Preise für Kraftstoffe und Energie waren ein wesentlicher Grund dafür gewesen, dass die Inflationsrate in Deutschland im August erstmals seit 2021 unter die Marke von 2 Prozent gefallen war. Zum Jahresende hin wird wieder mit etwas höheren Inflationsraten gerechnet.

Früher war es eigentlich immer so gewesen, dass die Spritpreise urplötzlich anstiegen, wenn die Ferien begannen oder die Rückreisewelle anstand. Das Bundeskartellamt hatte auf eine entsprechende Untersuchung über eine „implizite Koordination“ der Spritpreis-Strategien mit dem Aufbau einer Markttransparenzstelle reagiert. Insgesamt schwanken die Kraftstoffpreise im Tagesablauf nun stärker als früher, dafür sind die früher üblichen Preisaufschläge zum Ferienbeginn und -ende, sowie zu Ostern und Weihnachten offenbar geringer geworden oder nach Ansicht mancher Benzinfachleute sogar ganz verschwunden.

Der ADAC empfiehlt preisbewussten Autofahrern jedenfalls, abends zur Tankstelle zu fahren. Eine Auswertung des Autoklubs zu den Schwankungen der Kraftstoffpreise im Tagesablauf zeige, dass zwischen 19 und 20 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr die Preise im Tagesverlauf am niedrigsten sind. Morgens um 7 Uhr seien die Spritpreise dagegen 6 bis 7 Cent höher. Verbraucher sollten zudem vor dem Tanken die Preise der verschiedenen Tankstellen über Apps vergleichen und möglichst die günstigste Station ansteuern. Tankstellen an der Autobahn sollten möglichst gemieden werden. Im Schnitt lägen dort die Preise 40 Cent je Liter höher als an anderen Tankstellen.

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