Einladung nach Europa : Julian Assange will sich erstmals seit Freilassung äußern
Drei Monate nach der Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange will dieser sich kommende Woche erstmals öffentlich äußern. Der 53 Jahre alte Australier werde zum Europarat nach Straßburg reisen und dort am Dienstag vor dem Ausschuss für rechtliche Angelegenheiten und Menschenrechte aussagen, teilte Wikileaks mit. Am Tag darauf, dem 2. Oktober, befasst sich die Parlamentarische Versammlung des Europarats mit einem neuen Bericht über Assanges Fall.
„Der Bericht bestätigt, dass Assange als politischer Gefangener eingestuft werden kann und fordert Großbritannien auf, eine unabhängige Untersuchung darüber einzuleiten, ob er unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung ausgesetzt war“, schrieb Wikileaks.
Sorge um Gesundheitszustand
Der Wikileaks-Gründer war Ende Juni nach 14 Jahren juristischen Tauziehens überraschend freigekommen und nach Australien zurückgekehrt. Ein amerikanisches Gericht auf der Marianen-Insel Saipan – einem US-Außengebiet im Westpazifik – hatte zuvor einen Deal zwischen dem Australier und der amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen abgesegnet.
Seither ist Assange nicht mehr öffentlich aufgetreten. Seine Frau Stella Assange hatte sich nach der Heimkehr ihres Mannes nach jahrelanger Haft in einer winzigen Zelle besorgt über dessen Gesundheitszustand geäußert. Sie bat darum, der Familie Zeit zu geben und ihre Privatsphäre zu respektieren. Wikileaks teilte nun mit, Assange erhole sich noch immer von seiner langen Inhaftierung. „Er nimmt aufgrund des außergewöhnlichen Charakters der Einladung persönlich an dieser Sitzung teil“, hieß es mit Blick auf kommende Woche.
Von 2010 an hatte Wikileaks geheimes Material der Whistleblowerin Chelsea Manning von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan veröffentlicht. Die USA werfen Assange auch vor, damit das Leben amerikanischer Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Assanges Unterstützer sehen ihn hingegen als mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte.
Assange hatte sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt. 2019 wurde er dort festgenommen und saß anschließend im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh, wo er sich juristisch gegen eine Auslieferung in die USA zur Wehr setzte. Laut Wikileaks war Assange dort 23 Stunden am Tag in Isolationshaft in einer winzigen Zelle.