Nach Brandanschlag : Tote bei Protesten im Westjordanland

Der Tod eines Kleinkindes bei einem offenbar von radikalen jüdischen Siedlern verübten Anschlag erzürnt viele Palästinenser. Tausende protestierten am Freitagabend. Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten werden zwei Jugendliche getötet.
Nach dem Brandanschlag auf ein Haus im Westjordanland, bei dem ein palästinensisches Kleinkind getötet worden war, ist es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee gekommen. Nach Angaben palästinensischer Sicherheitsvertreter und Rettungskräfte schossen israelische Soldaten einem 14 Jahre alten Palästinenser nahe dem Kontrollpunkt Atara in die Brust. Der aus dem Flüchtlingslager Dschalason stammende Palästinenser starb wenige Stunden später im Krankenhaus. Ein weiterer, 17 Jahre alter Palästinenser erlag am frühen Samstagmorgen seinen Schussverletzungen.
Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte zu dem Vorfall, dass ein „palästinensischer Verdächtiger" einen Brandsatz auf einen Armeeposten in Bir Seit geworfen habe. „Als Reaktion auf diese unmittelbare Gefahr haben die Soldaten auf den Angreifer geschossen", sagte sie. Dabei sei der 14-Jährige getroffen worden.
Palästinenser fordern Schutz der UN
Tausende Palästinenser hatten am Freitagabend aus Wut über das Attentat im Westjordanland auf den Straßen protestiert. Auch die Eltern des getöteten Kleinkindes und sein Bruder waren bei dem Angriff lebensgefährlich verletzt worden, außerdem wurde ein kleines Mädchen verwundet. Für die Tat wurden radikale jüdische Siedler verantwortlich gemacht. Die israelische Regierung verurteilte den Anschlag ungewöhnlich scharf und versprach umfassende Ermittlungen
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Mehr erfahrenDie palästinensische Autonomiebehörde will den Brandanschlag zum Thema bei den Vereinten Nationen machen. Man wolle „die kriminellen Taten und den Terrorismus der (israelischen) Siedler“ vor den UN-Sicherheitsrat bringen, hieß es in einer Mitteilung der Palästinenserführung nach einer Sondersitzung am Freitagabend. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon solle zudem aufgefordert werden, die besetzten Gebiete unter internationalen Schutz zu stellen.
Ban teilte über seinen Sprecher mit, die Verantwortlichen dieses „Terrorakts" müssten umgehend zur Rechenschaft gezogen werden. Er sprach der Familie des getöteten Jungen sein Mitgefühl aus und rief beide Konfliktparteien zu Maßnahmen auf, die auf den „Pfad des Friedens" zurückführten. Die Versäumnisse, wiederholte Gewaltangriffe von Siedlern zu ahnden, hätten zu einem „weiteren furchtbaren Vorfall" und zum „Tod eines unschuldigen Menschen" geführt, kritisierte Ban.