Zhao Leji :
Wer ist Xis Mann für Nordkorea?

Von Jochen Stahnke, Peking
Lesezeit: 2 Min.
Aus der Provinz nach Peking: Zhao Leji
Zhao Leji bestimmte mit, wer in China aufsteigt und wer fällt. Jetzt hat ihn Xi Jinping mit einer außenpolitischen Mission in Nordkorea betraut.

Als Xi Jinping seine Nummer drei kürzlich nach Pjöngjang schickte, soll Peking schon länger mit einem gewissen Unbehagen auf den immer engeren Austausch zwischen Russland und Nordkorea geschaut haben. Alle drei Staaten sind zwar vereint gegen die amerikanische „Hegemonie“. Doch gefällt der Volksrepublik ihr relativer Einflussverlust in Nordkorea ebenso wenig wie dessen durch Russland verbesserter Zugang zu mo­derner Militärtechnologie. Das könnte den Diktator Kim Jong-un nur zu neuen Provokationen und Unruhe an Chinas Ostgrenze verleiten. So flog Zhao Leji ins Nachbarland.

Seit mehreren Jahren schon hat Pjöngjang nicht mehr solch hohen Besuch aus China gesehen. Zhao ist der dritthöchste Kader im Politbüro der Kommunistischen Partei und gleichzeitig Vorsitzender des chinesischen Parlaments. Drei Tage reiste er nach Pjöngjang, um dort gut Wetter zu machen. Auf von den Staats­medien beider Seiten verbreiteten Bildern fassten sich Zhao und Kim an den Händen und umarmten einander. Zhao versicherte Kim Chinas „tiefe Freundschaft“, und anlässlich des fünfundsiebzigsten Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen proklamierten sie ein „Freund­schaftsjahr“.

Familiäre Bande zu Xi

Staats- und Parteichef Xi vertraut Zhao offensichtlich. Alle der sechs übrigen Männer im Ständigen Ausschuss des Politbüros stehen Xi nahe. Es ist Chinas höchstes Machtgremium. Zhao und Xi verbindet außerdem eine familiäre Bekanntschaft. Xis Vater soll in der Revolutionszeit ein Freund von Zhaos Großonkel in der Provinz Shaanxi gewesen sein, wo Zhao Leji wiederum später Parteisekretär wurde. Zhao war 1957 in Xining in der Provinz Qinghai zur Welt gekommen, wo er während der Kulturrevolution 1974 zum Arbeiten aufs Land verschickt wurde. Ende der siebziger studierte er Philosophie an der Peking-Universität und arbeitete sich als junger Beamter in der Qinghai-Provinz hoch bis in höchste Parteiämter.

Als Xi 2012 an die Macht kam, beförderte er Zhao nach Peking. Dort übernahm er zunächst die Leitung des Zentralen Organi­sationsbüros der KP, das Führungsposten in Partei, Staatsunternehmen und dem Militär besetzt. Fünf Jahre bestimmte Zhao mit, wer in der Nomenklatura aufsteigt. Weitere fünf Jahre bestimmte Zhao dann ebenfalls mit, wer fällt: Von 2017 bis zu seinem Aufstieg ins Politbüro 2022 übernahm er die Leitung der Zentralen Kommission für Disziplinarinspektion, Chinas oberster Behörde zur Korruptionsbekämpfung. Und damit ein Feld, das Xi besonders am Herzen liegt. Nicht selten trafen die Korruptionsermittlungen politische Gegner.

Außenpolitisch hat der 67 Jahre alte Parteimann keine sichtbare Erfahrung, seine Visite in Nordkorea war die erste Auslandsreise in hoher Funk­tion. Manchen gilt Zhaos Trip als Vorbereitung ei­ner Reise von Kim Jong-un nach Peking. Es wäre der Gegenbesuch, nachdem Staats- und Parteichef Xi Jinping 2019 in Nordkorea war. Seine Reise diene der „strategischen Koordinierung“, erklärte Zhao.

  翻译: