Missbrauch : Erzbistum will auf Betroffene zugehen
Im Erzbistum München und Freising ist für 21. März eine Veranstaltung für von Missbrauch in der Kirche betroffene Personen geplant. Das kündigte Richard Kick vom Betroffenenbeirat in der Erzdiözese am Donnerstagabend in München bei einer Diskussionsrunde der Katholischen Akademie in Bayern an. Dabei handelt es sich um eine Idee des Betroffenenbeirats in Abstimmung mit der unabhängigen Aufklärungskommission. Mit einem solchen niedrigschwelligen Angebot sollen auch Betroffene aus dem sogenannten Dunkelfeld ermutigt werden, sich gegenüber neutralen Stellen zu äußern, hieß es.
Wie Kick weiter ausführte, werden Betroffene, die sich schon gemeldet haben, zu dem Treffen eingeladen. Diese hätten dann die Möglichkeit, weitere Betroffene mitzubringen. Anonymität werde zugesichert. Kick hatte am Dienstag in einem offenen Brief Kardinal Reinhard Marx aufgefordert: „Öffnen Sie Ihr Herz und gehen Sie mit weit geöffneten Armen auf uns Betroffene zu.“ Marx hatte dies am Donnerstag dann in seiner Erklärung zum Münchner Missbrauchsgutachten, wo ihm vorgeworfen wurde, das Thema Missbrauch nicht zur Chefsache gemacht zu haben, versprochen.
„Wir müssen sofort handeln“
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, zeigte sich am Donnerstagabend im SWR offen für eine politische Kommission oder einen Ausschuss im Bundestag zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. „Wir müssen sofort handeln“, sagte Fürst. „Es muss sofort aufgeklärt werden.“ Die Kirche sei in ihrer größten Krise seit Jahrhunderten. Auf die Frage: „Ist denn der Groschen auch bei Ihren Bischofskollegen diesbezüglich gefallen?“ antwortete Fürst: „Ich habe den Eindruck: bei einigen schon.“
Zu einer stärkeren Einbeziehung des Parlaments oder der Regierung sagte der Bischof: „Ich bin offen für alles, was dieser schrecklichen Dimension des Missbrauchs in der Kirche, auch in der Gesellschaft, ein Ende macht.“
Zuletzt hat auch ein vom Erzbistum München und Freising in Auftrag gegebenes Gutachten ergeben, dass Fälle von sexuellem Missbrauch über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren. Die Gutachter gehen allein im Erzbistum von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus – und von einer deutlich größeren Dunkelziffer. Auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI. wird Fehlverhalten während seiner Zeit als Erzbischof bescheinigt.