Nach der Attacke : Solingen sucht nach Antworten
Auch nach der Festnahme des mutmaßlichen Attentäters am späten Samstagabend wirkt die Solinger Innenstadt noch wie gelähmt. Am Freitagabend hat dort ein Mann auf einem „Festival der Vielfalt“ getauften Stadtfest drei Menschen getötet und acht weitere verletzt, vier davon schwer. Sie sollen aber mittlerweile außer Lebensgefahr sein.
Rund 26 Stunden nach der Tat stellte sich der Mann der Polizei. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden handelt es sich um einen 26 Jahre alten Syrer. Laut Berichten hätte er im vergangenen Jahr abgeschoben werden sollen, tauchte jedoch unter.
Tatort weiter abgesperrt
Zwar ist die Polizeipräsenz im Vergleich zum Samstag, als der Täter noch flüchtig war, zurückgefahren worden. Der Fronhof, einer der Plätze, auf dem das Stadtfest begangen wurde und wo der Angreifer seine Tat verübte, ist aber nach wie vor von der Polizei gesperrt. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagte ein Polizeisprecher am Tatort.
Direkt daneben liegt die Evangelische Stadtkirche, in der am Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst abgehalten wurde. Geplant war er seit Langem. Nur eben als Festgottesdienst anlässlich des Solinger Stadtjubiläums. Nach der Bluttat vom Freitagband wurde es ein Trauergottesdienst.
Hunderte Menschen bei Trauergottesdienst
Knapp 500 Menschen kamen in dem auf etwa 300 Gläubige ausgelegten Gotteshaus zusammen. Darunter auch viele Notfallseelsorger, die nach der Bluttat im Einsatz waren, sowie Rettungskräfte der Malteser und des Roten Kreuzes. Auch der Oberbürgermeister Tim Kurzbach sowie zahlreiche Kommunalpolitiker waren gekommen.
Denjenigen, die die Bluttat möglicherweise aus nächster Nähe beobachten mussten, stand die Fassungslosigkeit noch ins Gesicht geschrieben. Einige Gottesdienstbesucher kämpften immer wieder mit den Tränen.
In ihrer Predigt sagte Superintendentin Ilka Werner, das Attentat „hat uns in eine andere Welt und Stimmung geschleudert“. Antworten auf das Warum des Attentats vermochte sie aber nicht zu geben. „Ich höre keine Antworten von Gott. Es ist schwer auszuhalten, dass es keine Antworten gibt.“
„Das alles wird nur noch mehr polarisieren“
Zugleich warnte die evangelische Geistliche vor Gerüchten, Verleumdungen und Menschen, die einfache Antworten geben.
Derlei gibt es viele. Auf der Plattform X gibt es Tausende Posts, die den Hashtag „Solingen“ tragen. Am Sonntag war er aber von Hashtags wie „Syrer“ und „Abschiebung“ verdrängt worden.
In Solingen wird man die mutmaßlich terroristisch motivierte Bluttat vom Freitagabend nicht so schnell verdrängen. „Das alles wird nur noch mehr polarisieren“, sagt ein Gottesdienstbesucher, als er die Kirche verlässt. Nach dem Schlusslied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy.