Holocaust-Gedenken : „Antisemitismus ist zur Pandemie geworden“
Wo sonst Gemüse und Obst lagerten, demütigte die Gestapo von 1941 an Menschen. Mehr als 10.000 Juden aus Frankfurt und der Umgebung wurden von der Großmarkthalle aus deportiert. Sie wurden in die Keller des Gebäudes getrieben, ihrer Habseligkeiten beraubt, geschlagen, beschimpft und schließlich ans Gleisfeld vor der Halle gebracht und in Zügen fortgebracht. Mit einem Festakt in der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am Montagabend, am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, an die Deportationen erinnert worden.
Im zur Erinnerungsstätte umgebauten Keller sprachen EZB-Präsidentin Christine Lagarde, Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und Mirjam Wenzel, die Direktorin des Jüdischen Museums. „Wir müssen uns gegen die Versuche stellen, die Geschichte umzuschreiben“, sagte Lagarde in ihrer Rede. Josef rief dazu auf, jüdisches Leben in der Gegenwart und in der Zukunft zu schützen.
In der EZB wurde am Montag zudem eine Ausstellung des Fotografen Martin Schoeller eröffnet. Vor fünf Jahren hatte er in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem Porträts von 75 Holocaust-Überlebenden fotografiert – einer der Porträtierten, der 1938 geborene Maurice Gluck, war bei der Ausstellungseröffnung am Montag anwesend. Der enorme Anstieg von Judenfeindlichkeit nach dem 7. Oktober 2024 beunruhige ihn, sagte Gluck: „Antisemitismus ist zur Pandemie geworden.“ Die Schau von Schoeller ist nur im Rahmen von Führungen zu sehen, anmelden kann man sich dafür im Internet unter www.kulturothek-frankfurt.de.