Industrie : Bericht über Lohndumping in Daimler-Werken
An diesem Mittwoch stellt Daimler seine neue, luxuriöse Mercedes-S-Klasse vor, doch die Arbeiter in den Fabrikhallen geraten auch ins Blickfeld: Unter dem Titel „Hungerlohn am Fließband“ beschreibt der Südwestrundfunk den Einsatz von Billigst-Arbeitskräften, die von ihrem Lohn nicht leben können. Die SWR-Sendung, die am Montagabend im ersten Programm ausgestrahlt wird, zeigt laut einer Mitteilung des Senders auf, dass durch sogenannte Werkverträge Leistungen eingekauft werden, für die nur ein Bruchteil dessen bezahlt wird, was ein Mitarbeiter der Daimler-Stammbelegschaft bekommt.
Selbst in der niedrigsten Lohnstufe erhalte ein Daimler-Arbeiter 3400 Euro brutto, der SWR-Reporter Jürgen Rose dagegen habe für seine Arbeit am Fließband 8,19 Euro je Stunde erhalten, was monatlich 1220 Euro brutto ergibt oder 990 Euro netto.
Weil er vier Kinder zu ernähren habe, errechnet sich nach SWR-Angaben eine Aufstockung nach Hartz IV von 1550 Euro monatlich. „Werden so immer mehr Arbeitsplätze nicht durch Lohn, sondern durch Steuermittel finanziert“, fragt der SWR und zitiert einen Arbeitsmarktforscher, der von illegaler Arbeitnehmerüberlassung spricht.
Um dem Phänomen nachzugehen hatte sich der SWR-Reporter von einer Leiharbeitsfirma anstellen lassen, die ihn wiederum an eine Logistikfirma verlieh, die für das Mercedes-Werk Untertürkheim tätig war. Dort habe der verdeckt ermittelnde Reporter am Fließband Hand in Hand mit der Stammbelegschaft des Stuttgarter Autobauers zusammengearbeitet heißt es beim SWR.
Drei Monate nachdem der Online-Händler Amazon wegen Missständen bei der Beschäftigung von Leiharbeitern in die öffentliche Diskussion geraten ist, wirft der Film nun ein Licht auf die Werkverträge, die in der Industrie verbreitet sind. Von Seiten der Daimler AG gab es vor der Ausstrahlung nur eine allgemeine Stellungnahme: Alle Lieferanten von Daimler, somit auch die Werkvertrags-Partner, seien verpflichtet, sich an die Gesetze zu halten. Zu Inhalten könne man sich nicht äußern, weil der SWR den Autohersteller nie mit entsprechenden Vorwürfen konfrontiert habe.