Evonik baut um : Stellenabbau ist kein Untergang
Angesichts der Krisenstimmung in der deutschen Wirtschaft sind die Pläne zahlreicher Industriekonzerne, Tausende Arbeitsplätze abzubauen, ein Warnsignal. Aber nicht jedem Unternehmen, das jetzt stärker auf die Kosten und die Zahl der Mitarbeiter schaut, geht es gleich schlecht. Stellenstreichung ist nicht gleich Stellenstreichung.
Die reinen Zahlen sehen bei Evonik zunächst erschreckend aus: 7000 von 32.000 Stellen stehen möglicherweise zur Disposition, ist da der nächste Essener Industriekonzern in der Krise? Nicht ganz. Natürlich hat auch Evonik zuletzt einen starken Gewinnrückgang hinnehmen müssen, die gesamte Chemiebranche ächzt unter der verhaltenen Nachfrage und hohen Kosten. Doch im Vergleich zu anderen Unternehmen aus der Branche lief es für Evonik in diesem Jahr schon wieder besser.
Die Sozialpartnerschaft funktioniert
Die Umbauten im Konzern, die sich direkt auf die Kosten auswirken, hatte das Unternehmen im März angestoßen. 2000 Stellen sollen wegfallen, ein Viertel davon Führungskräfte. Ja, davon ist Deutschland überproportional betroffen, genauso wie von dem möglichen Verkauf weiterer Geschäftsteile etwa aus dem Infrastrukturbetrieb der Chemieparks.
Betriebsbedingte Kündigungen sind bei Evonik aber ausgeschlossen, bislang liefen die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern praktisch geräuschlos ab – anders als etwa beim Essener Nachbarn Thyssenkrupp, wo die IG Metall nicht nur mit Mahnwachen mobil macht gegen die Pläne, Tausende Arbeitsplätze zu streichen.
Auch wenn das für jeden einzelnen Beschäftigen, der von einem Arbeitsplatzverlust betroffen ist, bitter ist, kommt der Umbau von Evonik nicht aus einer Position der Schwäche heraus. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen Geschäfte für rund fünf Milliarden Euro sowohl zu- als auch verkauft, um sich stärker zu spezialisieren. Wer sich auf veränderte Nachfrage richtig einstellt, sichert langfristig Arbeitsplätze.