Management :
Mehr Frauen im Dax

Tillmann Neuscheler
Ein Kommentar von Tillmann Neuscheler
Lesezeit: 2 Min.
Der Anteil an Frauen in den Vorstandsgremien deutscher Konzerne ist weiter gestiegen.
Noch im Jahr 2009 lag der Frauenanteil im Dax unter 1 Prozent, mittlerweile sind es über 25 Prozent. Doch Frauen haben derzeit im Schnitt noch deutlich kürzere Amtszeiten. Warum?
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Es hat im Spitzenmanagement der deutschen Großunternehmen länger gedauert als anderswo, bis sich Frauen ihren Platz in der obersten Reihe erkämpft haben. Noch ist es nicht geschafft, doch mittlerweile bröckelt diese Männerbastion sichtbar: Noch im Jahr 2009 lag der Frauenanteil im Dax unter 1 Prozent, mittlerweile sind es über 25 Prozent. Zum ersten Mal stehen zum Jahreswechsel auch drei Frauen ganz oben an der Spitze eines Dax-Unternehmens: Nach dem Darmstädter Pharmakonzern Merck (Belén Garijo) werden auch die Commerzbank (Bettina Orlopp) und Daimler Truck (Karin Rådström) weiblich geführt. Und im kommenden Jahr könnten erstmals auch vier Dax-Aufsichtsräte von Frauen geführt werden: Neben Vonovia und Henkel werden wohl bald die obersten Kontrollgremien der Deutschen Post und der Deutschen Börse von Frauen geleitet.

Nachgeholfen hat die Politik mit zwei Quotenregelungen: zuerst im Jahr 2016 für Aufsichtsräte großer Unternehmen, 2022 dann auch – in etwas moderaterer Form – für die Vorstände großer Unternehmen. Auch wenn die Entwicklung manchem nicht schnell genug geht, ist es historisch betrachtet doch ein rasanter Wandel, der die Führungsetagen womöglich innerhalb einer Generation fast vollständig verändert, nachdem die Geschlechterrollen im Wirtschaftsleben jahrhundertelang ungleich verteilt waren.

Auffallend ist, dass sich Frauen derzeit im Schnitt noch nicht so lange in den Vorständen halten wie Männer. Die kürzeren Amtszeiten sprechen aber nicht gegen die Frauen. Während Männer öfter ihre gesamte Karriere innerhalb eines Unternehmens machen, kommen Frauen auf den Spitzenposten noch häufig von außen vermittelt über Headhunter, wenn es intern zu wenige aussichtsreiche Kandidatinnen gibt: Wer von außen kommt, bringt oft frische Ideen und einen neuen Blick auf alte Probleme mit, hat aber machtpolitisch zwei Nachteile – egal ob Mann oder Frau: Zum einen kennt man das Unternehmen mitsamt seiner Stolperfallen weniger gut als Vorstandskollegen, die jahrzehntelang darin sozialisiert wurden. Zudem muss man ohne ein über Jahre aufgebautes internes Kontaktnetz auskommen. Man hatte also keine Zeit, sich Seilschaften innerhalb des Unternehmens aufzubauen, die einen im Ernstfall unterstützen. Aber auch das wird sich allmählich ändern.

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