Streckensanierung :
Hamburg–Berlin nimmt Fahrt auf

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Schon im vergangenen Jahr gab es Bauarbeiten an der Bahnstrecke Hamburg-Berlin. Nun nehmen sie stärker Fahrt auf.
Nach der Riedbahn geht die Deutsche Bahn in diesem Jahr ein weiteres Sanierungsgroßprojekt an. Das Verkehrskonzept dafür steht nun weitgehend. Reisende und Güterverkehrsunternehmen müssen viel Geduld mitbringen.
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Am 1. August geht es los: Dann soll zwischen den beiden größten Städten Deutschlands das bis dahin umfangreichste Bauvorhaben im Rahmen der Generalsanierung der deutschen Schieneninfrastruktur starten. Neun Monate lang, bis Ende April 2026, müssen Reisende und Güterverkehrsanbieter viel Geduld mitbringen. Auf der 278 Kilometer langen Strecke werden rund 180 Kilometer Gleise, 200 Weichen, Oberleitungen sowie Leit- und Sicherungstechnik erneuert. Sechs zusätzliche Überleitstellen sollen den Betrieb flexibler machen. 28 Bahnhöfe in fünf Bundesländern werden verschönert, ein Teil der Strecke wird mit dem modernen europäischen Zugleitsystem ETCS digitalisiert.

Am Freitag hat die Deutsche Bahn das weitgehend fertige Verkehrskonzept für das Milliardenprojekt vorgestellt. Zwar wird die Strecke – gemäß der neuen Bauphilosophie „alles auf einmal“ – ein Dreivierteljahr gesperrt sein. Die DB verspricht jedoch: „Reisende und Güter erreichen während der Bauphase zuverlässig ihr Ziel.“ Allerdings sollten sie dafür mehr Zeit einplanen. Die Umleitungsstrecke des Fernverkehrs verläuft über Uelzen, Salzwedel und Stendal. Hier ist mit einer um 45 Minuten längeren Fahrzeit zu rechnen. Mit bis zu 65 täglichen Fahrten, davon 36 direkt, biete die Bahn zwischen Hamburg und Berlin weiterhin ein verlässliches Fernzugangebot, glaubt der Staatskonzern.

Nicht überzeugt von dem Konzept sind die privaten Güterbahnen, die im Wettbewerb zur Bahntochtergesellschaft DB Cargo stehen. Tatsächlich sollen Güterzüge nach dem Willen der Bauplaner auf der Strecke teils deutlich weitere Umwege als die ICEs in Kauf nehmen. Die Konkurrenten sehen damit ihr Geschäft gefährdet: „Wenn 200 Kilometer Umweg gefahren werden müssen und die Züge dort noch auf Baustellen, unbesetzte Stellwerke und gestörte Anlagen treffen, muss die DB nachbessern und finanziellen Ausgleich leisten. Sonst ist die Wettbewerbsfähigkeit der Güterbahnen massiv bedroht“, fürchtet der Geschäftsführer des Branchenverbandes NEE, Peter Westenberger. Bisher liege kein abgestimmtes Umleitungskonzept vor. Für kommenden Mittwoch ist eine Diskussion der Deutschen Bahn mit den Schienengüterverkehrsanbietern anberaumt.

Pendler im Nahverkehr müssen mit Einschränkungen rechnen

Wenig zu lachen haben voraussichtlich auch die Fahrgäste im Nahverkehr. Der Programmleiter Generalsanierung der DB-Infrastrukturtochtergesellschaft InfraGO, Wolfgang Weinhold, räumte ein: „Es ist uns bewusst, dass die Arbeiten insbesondere für Pendlerinnen und Pendler im ländlichen Raum sowie im Umfeld der Metropolregionen Einschränkungen mit sich bringen.“ Einzelne Regionalverkehrslinien werden den Angaben zufolge umgeleitet.

Für Pendler wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet: 26 Linien mit bis zu 173 neuen Bussen, die täglich bis zu 86.000 Kilometer zurücklegen, was einer Strecke von mehr als zweimal rund um die Erde entspricht. Im Einsatz wird dabei das Busunternehmen Ecovista sein. „Damit wird der Ersatzverkehr für die Generalsanierung der Strecke Hamburg-Berlin der größte, den es bislang in Deutschland gegeben hat“, betont die Deutsche Bahn.

Wie der Staatskonzern weiter erläutert, steht in den kommenden Wochen die finale Abstimmung und Vorstellung des Verkehrskonzepts mit Aufgabenträgern, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Verkehrsverbünden, Kommunen und Landkreisen an. Die Generalsanierung der Strecke ist die zweite nach der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim im vergangenen Jahr. Bis Ende des Jahrzehnts sollen insgesamt 41 wichtige Streckenkorridore im rund 34.000 Kilometer langen Gleisnetz erneuert werden, um die derzeit desaströse Pünktlichkeit der Züge nachhaltig zu verbessern. Bis 2027 will die Bahn insgesamt 1500 Streckenkilometer generalsaniert haben.

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