Deutsche Einheit :
Warum das Geld nicht glücklich machte

Lesezeit: 7 Min.
Da war die Freude groß: Jubelnde Menschen sitzen mit Wunderkerzen auf der Berliner Mauer am 11.11.1989.
In der alten Bundesrepublik galt das Streben nach Wohlstand als Bollwerk gegen den Nationalismus. Im Osten hat das nur bedingt funktioniert. Die jüngsten Landtagswahlen zeigen: Immer mehr Bürger stellen das Nationale wieder über das Materielle.
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Ausgerechnet ein Literaturkritiker nahm den Materialismus in Schutz. Als die Ostdeutschen bei der Volkskammerwahl am 18. März 1990 zur Enttäuschung vieler Intellektueller die Parteien der Bürgerrechtler verschmähten, weil sie möglichst schnell die D-Mark haben wollten, verteidigte Hellmuth Karasek in einem langen Essay den „Bananen-Patriotismus“ der Landsleute. „Dass die neue deutsche Revolution Butter statt Kanonen will“, schrieb er, „sollte ihr die Linke am wenigsten vorhalten.“ Schließlich hatten die Appelle, den idealistischen Kampf fürs Vaterland über das materielle Wohlergehen zu stellen, die Deutschen in zwei mörderische Weltkriege gestürzt. Ein gesunder Hedonismus, so durfte man annehmen, konnte vor Rückfällen schützen. Schließlich waren auch die Westdeutschen durch das Wirtschaftswunder zu friedvollen Demokraten gereift.

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