Schifffahrt : Merkel will den deutschen Reedern Steuer erlassen

Nur noch wenige Handelsschiffe fahren unter deutscher Flagge. Um den Abwärtstrend zu stoppen, will die Regierung die Reeder steuerlich weiter entlasten.
Der Wettbewerb in der internationalen Seeschifffahrt wird immer schärfer und die deutschen Reeder geraten zunehmend unter Druck. Um den maritimen Standort Deutschland zu stärken, will Bundeskanzlerin Angela Merkel die Unternehmen nun auf der Kostenseite entlasten. „Zwischen Bund und Ländern besteht Einigkeit, dass wir eine starke Seeschifffahrt unter deutscher Flagge brauchen“, sagte die CDU-Politikerin am Montag auf der 9. Nationalen Maritimen Konferenz in Bremerhaven. Sie kündigte eine gesetzliche Neuregelung an, wonach die Reeder in Deutschland fortan die Lohnsteuer für Beschäftige auf Schiffen unter deutscher Flagge komplett einbehalten können. Bislang bekommen sie einen Rabatt von 40 Prozent. Diese Regelung hatte der Gesetzgeber 1999 eingeführt, um die Mehrkosten der deutschen Flagge teilweise zu kompensieren.
Wegen der hohen Arbeits- und Sozialstandards in der Bundesrepublik ist es für deutsche Schifffahrtsgesellschaften zurzeit günstiger, ihre Frachter in Flaggenstaaten wie Zypern oder Liberia zu registrieren. Deshalb fahren nach Angaben des Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie im Moment nur noch etwa 360 Handelsschiff unter deutscher Flagge. Zur Jahrtausendwende waren es noch fast doppelt so viele.

Um den Abwärtstrend zu stoppen, will die Bundesregierung die Reeder nun auch bei den Sozialversicherungsbeiträgen entlasten. Auch dies war Thema auf der zweitägigen Konferenz, auf der rund 800 Vertreter der maritimen Wirtschaft seit Montag über die Zukunftsstrategien der maritimen Branche diskutieren. In ihrer Eröffnungsrede betonte Merkel die Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges.
Reedereien, Werften, Maschinenbauer und Zulieferer für die Offshore-Windkraftindustrie beschäftigten rund 400.000 Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Umsatz von rund 50 Milliarden Euro im Jahr. Merkel kündigte weitere Vergünstigungen an: So will die Bundesregierung den Betreibern von Windparks auf hoher See unter die Arme greifen, wenn das Fördermodell vom Jahr 2017 an auf Ausschreibungen umgestellt wird.