Wohnen in Leipzig : Ruhe bewahren im Boom
Alle Jahre wieder am 24. Dezember abends klingelt es an der Tür von Claudius Nießen. Und bei seinen Nachbarn auch. Und bei denen gegenüber sowieso. Die heiligabendliche Klingelputze ist es ein beliebtes Ritual im Leipziger Waldstraßenviertel. Die Anwohner öffnen Türen und Fenster und treten heraus auf die Straße oder ihre Balkone, während sich unten, mitten auf der Kreuzung, eine Gruppe Jungen aufstellt und Weihnachtslieder singt, die in den engen Straßenschluchten himmlisch widerhallen. „Das kribbelt“, sagt Nießen. „Da bekomme ich wirklich Gänsehaut.“ Denn es sind die glockenklaren Stimmen der berühmten Thomaner, die hier am Heiligabend, in kleinen Gruppen verteilt, von der nahen Thomaskirche herüberkommen und den Anwohnern eine Freude machen.