Art Cologne :
Gérard Goodrow, der gescheiterte Retter

Von Catrin Lorch
Lesezeit: 2 Min.
Schon als Gérard Goodrow 2003 sein Amt antrat, hatte die Art Cologne in einem blühenden Markt an Bedeutung verloren. Der Hoffnungsträger konnte die Krise nicht aufhalten. Jetzt ist die älteste Kunstmesse der Welt, zweieinhalb Monate vor ihrer Eröffnung, führungslos.
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Gérard Goodrow erschien als Hoffnungsträger, als der damals neununddreißigjährige Amerikaner 2003 zum künstlerischen Leiter der Art Cologne berufen wurde. Die Situation war ernst: Die älteste Kunstmesse der Welt, aufgebläht auf fast dreihundert Teilnehmer, verlor in einem blühenden Markt an Bedeutung. Das Ziel des promovierten Kunsthistorikers, der bei Christie's für Nachkriegs- und Gegenwartskunst zuständig gewesen war, lautete: die Art Cologne als Nummer zwei hinter der Art Basel im weltweiten Geschäft fest zu etablieren.

Vier Jahre später bangt Köln darum, wenigstens national der wichtigste Standort zu bleiben - und seit im vergangenen November Kölner Galeristen der Art Cologne ihr Fernbleiben androhten, war die Krise erst recht da. Nun muss Goodrow gehen; zweieinhalb Monate vor ihrer Eröffnung ist die Messe führungslos. Ein starker Beirat soll das Vakuum füllen. Dafür werde man herausragende Namen verpflichten, auch weil man in Sachen der Leitung „keine übereilte, sondern eine exzellente Lösung“ anstrebe, sagt der Geschäftsführer der Koelnmesse, Oliver P. Kuhrt. Derweil hört man von prominenten und weniger prominenten Absagen.

Weder Charme noch Nachhaltigkeit

Die Kölner Kunstmessen mögen sich wirtschaftlich rechnen, als Marke sind sie ein Sanierungsfall. Denn während Goodrow die angekündigten Veränderungen nur langsam verwirklichte, veränderte ein nie gekannter Hype für zeitgenössische Kunst und Moderne die Kunstwelt. „Wir sind bewusst Antihype“, verkündete Goodrow und wollte lieber „Professionalität und Erwachsensein“ ausstrahlen. Doch missglückten die meisten seiner Initiativen und zeigten weder den Charme noch die Nachhaltigkeit, die im internationalen Kunstmarkt erforderlich sind. Goodrow, der sogar nach Schanghai geschickt wurde, um international neue Standorte auszuloten, entschied sich dann für Palma de Mallorca und sah damit aus wie eine bundesbürgerlich-biedere Karikatur der erfolgreichen Art Basel in Miami. Und das Unternehmen Urlaubsinsel verschliss Kräfte, die am heimischen Standort fehlten.

Man kann sich fragen, warum die Kunstszene die Personalie diskutiert wie eine Staatsaffäre. Doch die Art Cologne ist nicht nur ungeschickter Akteur, sondern auch Symptom eines Bedeutungsverlustes des Handelsplatzes Köln, dessen Galerien es nach Berlin zieht, während in Düsseldorf, Karlsruhe, Berlin und Frankfurt mit mehr oder weniger Erfolg Kunstmessen gegründet werden. Trotz der Stärke deutscher Sammler, Händler, Museen gelingt es derzeit nicht, in Deutschland eine gültige Messe von internationaler Ausstrahlung zu etablieren. Darum wird es bei Goodrows Nachfolger gehen.

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