Bücher und Kunst : Körperwelten
Anatomisches Lehrmaterial aus dem 16. bis 19. Jahrhundert bildet am 11. Mai den Kern der Versteigerung von mehr als fünfhundert antiquarischen Büchern bei Jeschke Van Vliet in Berlin. Zum Schätzpreis von 85.000 Euro angeboten wird eine mutmaßlich durch Johannes von Kirchheim („Ketham“) zusammengetragene Sammlung medizinischer Texte, die 1513 in Venedig gedruckt wurden, begleitet von altkolorierten Holzschnitten, unter denen die Darstellung einer Sektion zeitgenössisches Aufsehen erregte.
35.000 Euro erzielen soll ein Handbuch chirurgischer Praktiken des Giovanni de Vigo (Rom, 1514), 5200 Euro William Cowpers anatomisches Standardwerk in der zweiten lateinischen Ausgabe von 1750. Ein 1909 bei Werner Klinkhardt in Leipzig edierter Atlas mit Abbildungen von Präparaten aus den Hamburger Staatskrankenhäusern, der sich einer lebhaften Nachfrage von Ärzten erfreute, ist mit 1800 Euro beziffert.
Für jeweils 45.000 Euro angeboten werden die Schedelsche Weltchronik in ihrer ersten deutschen Ausgabe (Nürnberg 1493) und ein komplettes Exemplar der von Denis Diderot herausgegebenen „Encyclopédie des sciences, des arts et des métiers“, deren zwölf Tafelbände annähernd dreitausend Kupferstiche enthalten. Eine Erstausgabe von Goethes Farbenlehre (Tübingen, 1810) ist für 4800 Euro abrufbar. Die reich illustrierte Beschreibung der 1859/60 unternommenen Ägyptenreise des Adalbert Freiherr von Barnim soll 4000 Euro einspielen.
Ebenfalls am 11. Mai werden bei Jeschke Van Vliet gut dreihundert moderne Gemälde und Graphiken mit einem hohen Anteil moderat taxierter ostdeutscher Kunst zum Ausruf gelangen. 14.000 Euro verlangt das Auktionshaus für die 1925 mit Öl auf Pappe realisierte Landschaftsstudie „Herbst im Moor“ von Otto Modersohn, deren Erstfassung bereits 1902 in der Künstlerkolonie Worpswede entstanden war. 10.000 Euro kostet ein sonnengelb lodernder „Forsythien“-Strauch des im Juli vergangenen Jahres gestorbenen Düsseldorfer Malers Norbert Tadeusz, 7500 Euro ein silbergrau schimmerndes Atelier-Stillleben des Berliners Klaus Fußmann. Victor Vasarelys „Geometrische Komposition“ in Gestalt eines vier Meter breiten Wollteppichs fordert den Einsatz von 4500 Euro.