Mythos Schwabing :
Die angeblich besseren Zeiten

Von Claudius Seidl
Lesezeit: 8 Min.
Schwabing in den Sechzigern: das italienische Eis-Café „Rialto“
Habermas hält Hof, Langhans fährt Fahrrad, Enzensberger überstrahlt das trübe Wetter: Schwabing ist seit jeher Münchens Ort des Geistes und der Libertinage. Doch lebt der Mythos noch, oder steht er kurz davor, in Ruhestand zu gehen?
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Dass Schwabing mehr Mythos als Wirklichkeit ist, ein Viertel, das einmal weltberühmt war, aber keiner weiß mehr, wofür: das ist eine Wahrheit, von der man sich dort jederzeit überzeugen kann – an einem regnerischen Sommernachmittag zum Beispiel, es muss vor zwei Jahren gewesen sein, als ich, zu Besuch in München, am Kurfürstenplatz fast Wolf Wondratschek umgerannt hätte, weil der, ohne nach rechts oder links zu schauen, aus einem Laden herausgestürmt war. Und kaum war der Schrecken des nur knapp abgewendeten Unfalls verdrängt, kam Hans-Magnus Enzensberger auf der Hohenzollernstraße dahergeschlendert, freundlich lächelnd, in einem strahlend hellen Anzug dem trüben Wetter trotzend.

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