Börsengang : Unterhaching will Deutschlands zweite Fußball-Aktie werden
Seit fast 19 Jahren fristet die Aktie von Borussia Dortmund ein einsames Dasein als einzige Fußballaktie an den deutschen Börsen. Nun soll sie Gesellschaft bekommen, allerdings nicht wie viele heimlich hofften von einer Bayern München AG - aber fast.
Die Spielvereinigung aus Unterhaching, deren Stadion gerade einmal 25 Minuten Fahrtzeit von der Allianz-Arena entfernt liegt, treibt einen Börsengang voran.
Die Unterhachinger, die 2001 nach zwei Jahren erster Liga zwischenzeitlich bis in die Regionalliga abgestiegen waren, wollen noch in diesem Sommer an die Börse in München gehen, um das solide finanzielle Fundament für die strukturelle und sportliche Weiterentwicklung zu schaffen.
Schuldenfreiheit angestrebt
Mit dem Gang an den Kapitalmarkt und den laufenden Einnahmen will die Spielvereinigung den Etat für die kommenden drei Spielzeiten sichern.
In einer Finanzierungsrunde mit verschiedenen Investoren habe man jetzt das Eigenkapital um rund 4 Millionen Euro erhöht. Dies sei nach der Ausgliederung der Profi-Mannschaft bis hin zur U16 im vergangenen Dezember der erste Schritt in Richtung Kapitalmarkt gewesen.
Mit einem erfolgreichen Börsengang hofft der Klub schuldenfrei zu werden und weiter in das Nachwuchsleistungszentrum und das Stadion „Sportpark Unterhaching“ investieren sowie den Profi-Kader gezielt weiterentwickeln zu können.
Sportlich will man nach dem Wieder-Aufstieg in die 3. Liga 2017 zurück in die 2. Liga, aus der die Hachinger 2007 abgestiegen waren. Der Aufstieg soll eine Vervielfachung des Etats von einer auf rund 10 Millionen Euro bringen, auch sollen sich die Einnahmen aus den Verkäufen von Eintrittskarten und Sponsoring voraussichtlich mehr als verdoppeln, so dass die Spielvereinigung einen erheblichen Jahresüberschuss erzielen will.
2010 hatte dem Verein trotz umfassender kommunaler Unterstützung die Insolvenz gedroht. Im Etat fehlten 2,3 Millionen Euro, nachdem der angebliche Geldgeber Franco Levis vertraglich zugesicherte Beträge nicht ausbezahlt hatte. Die anhaltende finanzielle Misere führte zu einer Reduktion des Etats und letztlich zum Abstieg aus der 3. Liga, als dem Verein wegen Lizenzverstößen zwei Punkte abgezogen wurden.
Hauptsponsor ist heute der Fingerfood-Hersteller Frostkrone, mehrheitlich im Besitz des Private-Equity-Gesellschaft Emeram.
Für das Nachwuchssegment m:access der Börse München wäre dies das sechste neue Unternehmen in diesem Jahr. Insgesamt sind dort seit 2005 62 Unternehmen gelistet worden. Das 2017 gegründete Frankfurter Nachwuchssegement Scale bringt es auf 49 Unternehmen, wobei zahlreiche Aktien in beiden Segmenten gehandelt werden. Scale kann 2019 keine Börsengänge aufweisen. Im März scheiterte ein Börsengang der On-Off AG, die später dann ebenfalls an den m:access ging.