Tag der Zwanzigjährigen : Erwachsen ins neue Jahr
Wie feiert man das Erwachsenwerden? In Japan gibt es eigens dafür einen offiziellen Feiertag: Am Seijin no Hi (Tag des Erwachsenen) trifft sich ein ganzer Jahrgang von (angehenden) Zwanzigjährigen, um den Schritt von der Adoleszenz ins Erwachsensein gemeinsam zu feiern.
Der Festtag fällt passend zum Neubeginn in den Jahresanfang, nämlich den zweiten Montag im Januar, und richtet sich nach den Daten der Schuljahre – somit gehören zum jeweiligen Jahrgang alle, die zwischen dem 2. April des Vorjahres und dem 1. April des aktuellen Jahres das 20. Lebensjahr erreichen.
Seit 2022 werden Jugendliche offiziell zwar mit 18 Jahren volljährig und dürfen somit auch Autofahren und Wählen, was zu Verwirrung über das Teilnahmealter am Seijin no Hi geführt hat. Da Alkoholkonsum und Rauchen aber weiterhin erst mit 20 Jahren erlaubt sind, sind die meisten Teilnehmer weiterhin 20 Jahre alt – nicht zuletzt um am Abend ausgehen und Alkohol trinken zu können.
Der Höhepunkt des Tags der Zwanzigjähren, wie der Feiertag auch genannt wird, bildet die Seijin Shiki, die offizielle Zeremonie, die morgens in der lokalen Stadthalle stattfindet. Dort werden die jungen Erwachsenen oft mit einer Rede des Bürgermeisters, Ansprachen von ehemaligen Lehrern geehrt und erhalten oft ein kleines Geschenk. Im Anschluss an die Zeremonie wird gerne ein Schrein besucht, um für Glück und Gesundheit zu beten, und mit Familie und Freunden gegessen. Für viele endet der Tag beim Karaokesingen oder beim Feiern in einem Izakaya-Restaurant.
Da die meisten Jugendlichen für den Feiertag in ihre Heimat zurückkehren – viele sind wegen Arbeit oder Studium umgezogen –, fühlt sich das Fest für viele wie ein großes Klassentreffen an.
Für die Feierlichkeiten putzen sich die meisten Japanerinnen und Japaner besonders heraus. Die meisten Frauen tragen eine spezielle Form des Kimono, den Furisode, der sich durch besonders lange Ärmel auszeichnet und traditionell von unverheirateten Frauen getragen wird. Bunte und fröhliche Muster sind zu diesem Feiertag ebenso beliebt. Junge Männer haben die Wahl zwischen dem traditionellen Hakama und einem modernen Anzug nach westlichem Vorbild, für den sich die meisten Männer entscheiden.
Für viele Frauen ist es die erste Gelegenheit, um einen traditionellen Kimono zu tragen. Viele besuchen dafür einen Salon, wo die Haare aufwendig frisiert und geschmückt werden und ihnen geholfen wird, den Furisode korrekt anzulegen.
Der Feiertag gehört deswegen auch zu einem wichtigen Termin für die Kimono-Industrie. Weil die Kleidungsstücke allerdings sehr teuer sind, tragen vielen junge Frauen die Furisode ihrer Mütter oder mieten einen bei einem speziellen Verleih. Auch Kosmetikhersteller nutzen die Gelegenheit, um Produkte zu verkaufen, und Fotostudios bieten Termine an, um Porträts von festlich gekleideten jungen Erwachsenen zu machen.
Obwohl die Teilnahmezahlen an den offiziellen Zeremonien zum Tag der Erwachsenen tendenziell nachlassen, haben sich auch 2025 viele junge Erwachsene zu den Feierlichkeiten aufgemacht, wie diese Fotos aus Tokio und Yokohama zeigen.