Nach Freigabe von Geiseln : Israel lässt palästinensische Häftlinge frei
Israel hat am Samstag die Freilassung von 200 palästinensischen Gefangenen im Gegenzug für die Freilassung von vier israelischen Geiseln aus dem Gazastreifen bestätigt. „Alle Terroristen wurden aus dem Ofer-Gefängnis und dem Ktziot-Gefängnis freigelassen“, hieß es in einer Erklärung der israelischen Strafvollzugsbehörden. Zuvor hatten Busse mit palästinensischen Gefangenen das Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland und das Ktziot-Gefängnis in der Negev-Wüste verlassen.
In Ramallah im Westjordanland brachen Bewohner in Jubel aus, als die Busse mit den freigelassenen Palästinensern durch die Straßen fuhren. Wie AFP-Journalisten berichteten, wurden palästinensische Fahnen geschwenkt, es waren Freudenrufe zu hören. Tausende Menschen kamen demnach nach Ramallah, dem Sitz der palästinensischen Autonomiebehörde, um die Freilassung der Häftlinge im Rahmen des Waffenruheabkommens mit Israel zu feiern.
Insgesamt 70 palästinensische Gefangene wurden in Bussen nach Ägypten gebracht, wie staatsnahe Medien in dem Nachbarland berichteten. Sie sollten dort zur Untersuchung in Krankenhäuser gebracht werden. Weitere 16 bisherige Gefangene würden in den Gazastreifen geschickt, die übrigen im Westjordanland freigelassen.
Jubel nach der Heimkehr der Geiseln
Zuvor hatten die vier im Gazastreifen freigelassenen israelischen Geiseln nach Angaben der israelischen Armee ihre Eltern wiedergetroffen. Die vier Soldatinnen seien am Samstag in einem Erstaufnahmezentrum im Süden Israels angekommen, „wo sie wieder mit ihren Eltern vereint werden“, erklärte die Armee. Die Frauen werden demnach von Sanitätern der Armee begleitet und im Anschluss „einer ersten medizinischen Untersuchung“ unterzogen.
Auf dem nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 in „Platz der Geiseln“ umbenannten Platz im Zentrum von Tel Aviv brach nach der Freilassung der vier jungen Frauen Jubel aus. Angehörige und Freunde der Geiseln fielen sich in die Arme und weinten vor Freude. Auch vor einem Krankenhaus in Petach Tikwa versammelten sich Menschen mit israelischen Flaggen, um die Rückkehrerinnen willkommen zu heißen.
Die Soldatinnen Daniella Gilboa, Karina Ariev, Liri Albag und Naama Levy im Gazastreifen sind zuvor an das Internationale Rote Kreuz übergeben worden. Die Soldatinnen in Militärkleidung wurden von Kämpfern militanter Palästinenserorganisationen auf einer Bühne auf einem zentralen Platz in der Stadt Gaza einer wartenden Menschenmenge vorgeführt und dann übergeben, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Während der Übergabe der Frauen befanden sich auf dem Platz dutzende Kämpfer der radikalislamischen Hamas und der verbündeten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Die größtenteils in Kampfuniformen gekleideten Männer stellten sich in Reihen auf und trugen Sturmgewehre und Granatwerfer. Zahlreiche Bewohner des Gazastreifens hatten sich ringsum als Schaulustige versammelt.
Noch 26 Geiseln in der Hand der Hamas
Die Hamas hatte die Soldatinnen während ihres Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 in der Militärbasis Nahal Oz gefangengenommen, die für die Beobachtung des Gazastreifens zuständig war.
Die Freilassung ist die zweite im Rahmen des Mitte Januar abgeschlossenen Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas. Nach Freilassung der vier Frauen verbleiben noch 26 israelische Geiseln, die in der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen werden sollen. Ihre Namen wurden veröffentlicht, allerdings ist nicht bekannt, in welcher Reihenfolge sie freigelassen werden.
In dieser ersten, 42 Tage dauernden Phase, sollen insgesamt 33 israelische Geiseln sowie nach ägyptischen Angaben insgesamt etwa 1900 palästinensische Häftlinge freikommen. Zudem werden die Hilfslieferungen in den Gazastreifen verstärkt.