Israels Diplomaten streiken : Den Außenminister ausgesperrt
Selbst Außenminister Avigdor Lieberman konnte am Montag sein Büro nicht betreten. Zum ersten Mal seit der Staatsgründung haben die israelischen Diplomaten einen Generalstreik begonnen. Nicht nur das Außenministerium in Jerusalem, sondern auch die mehr als 100 Vertretungen in aller Welt bleiben auf unbestimmte Zeit geschlossen. Damit protestieren die Diplomaten gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen und die Ankündigung der Regierung, ihre niedrigen Gehälter noch weiter zu kürzen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekam die Folgen schon zu spüren: Er sagte eine Reise nach Lateinamerika ab, die seine Mitarbeiter als „historisch“ bezeichnet hatten. Ohne die Unterstützung der israelischen Botschaften ließ sich der im April geplante Besuch in drei Staaten nicht vorbereiten. Mittlerweile ist auch fraglich, ob Papst Franziskus Ende Mai ins Heilige Land kommen wird. Israelische Diplomaten weigerten sich, eine Delegation aus dem Vatikan zu treffen, die in Jerusalem die erste Nahostreise des neuen Papstes vorbereiten wollte. Der Arbeitskonflikt zieht sich schon mehrere Jahre hin. So sagte zum Beispiel der damalige russische Staatspräsident Dimitrij Medwedjev einen Israel-Besuch ab.
Außenminister Lieberman kritisierte den Streik als „verantwortungslos“, weil sie den Gesprächen mit dem Finanzministerium über eine Kompromisslösung schadeten. Die Diplomaten hatten jedoch genug von den Verhandlungen, die sich seit Monaten ergebnislos hinziehen; in Israel dürfen - mit der Ausnahme der Sicherheitskräfte - Regierungsangestellte streiken. Schon Anfang März begannen sie einen Bummelstreik, den sie jetzt ausweiteten. „Wir wollten nicht, dass es so weit kommt, aber die Lage ist für unsere Mitarbeiter und ihre Familien untragbar geworden“, sagte Gewerkschaftssprecher Yacov Livne. So liege das Bruttogehalt für Berufsanfänger bei rund tausend Euro und steige nach zehn Dienstjahren auf knapp 2000 Euro. „Rund ein Drittel der Diplomaten hat im vergangenen Jahrzehnt das Außenministerium verlassen“, sagt Livne.