Debatte um Arbeitszeitgesetz : Mehr Zeit bitte!
Als das Arbeitszeitgesetz 1994 in Kraft trat, hieß der Bundeskanzler Helmut Kohl und kaum ein Haushalt in Deutschland hatte Zugang zum Internet. Und damals wie heute zielt das Gesetz darauf ab, die Gesundheit der Angestellten zu schützen. Doch drei Jahrzehnte später schafft dieses hehre Motiv in einer Wissensgesellschaft mit ihren verdichteten Arbeitsprozessen zunehmend Probleme.
Das erzwungene Herunterfahren fällt Architekten, Wirtschaftsprüfern, Anwälten und vielen anderen schwer. Das starre Einhalten von Höchstarbeitszeiten und Ruhephasen hat mit dem Alltag in ihren Berufsbildern nichts gemein. Wenn es im laufenden Projekt brennt, der Kunde um seine wirtschaftliche Existenz bangt oder im schlimmsten Fall ein Patient dringende Versorgung braucht, kann der erste Gedanke gerade nicht der Stechkarte gelten.
Setzt sich diese Einstellung jedoch in der Belegschaft durch, geht das zwangsläufig auf Kosten der Produktivität des gesamten Unternehmens. Der Gesetzgeber muss reagieren und gesetzliche Ausnahmen von den Ruhephasen für mehr Berufe als bisher ermöglichen – die Zeit drängt.